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Können Vitamine vor Schwerhörigkeit schützen?

Viele von uns wissen, dass Vitamin D unseren Knochen hilft und Vitamin A gut für das Sehvermögen ist, aber gibt es auch gleichwertige Vitamine für die Gesundheit unseres Gehörs?

Hörgeräte Beratung

Es gibt zwar Hinweise darauf, dass eine gesunde Ernährung mit einem geringeren Risiko für Schwerhörigkeit zusammenhängt, aber es gibt kein Vitamin, das nachgewiesen einen direkten Einfluss hat. Und obwohl einige Studien Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Vitaminzufuhr und Hörgesundheit aufgedeckt haben, sind die Ergebnisse oft widersprüchlich und nicht eindeutig. In Tierversuchen zum Beispiel schützten Kombinationen bestimmter Nährstoffe vor Hörverlust. Studien am Menschen haben jedoch widersprüchliche Ergebnisse erzielt.

Foto: © bitt24 / Shutterstock

Derzeit gibt es nicht genügend Beweise, um klinische Empfehlungen für die Verwendung von Vitaminen oder Nahrungsergänzungsmitteln zum Schutz des Gehörs zu geben. Es gibt jedoch einige Vitamine, Mineralstoffe, Kräuter und andere Nahrungsergänzungsmittel, die das Risiko von Hörverlust und Tinnitus verringern können.

Vitamin C

Nehmen Sie zum Beispiel Vitamin C. Vitamin C, auch bekannt als Ascorbinsäure, ist ein wichtiger Nährstoff für die Gesundheit von Knochen, Haut und Blutgefäßen. Mindestens eine Tierstudie hat gezeigt, dass Vitamin C vor lärmbedingter Schwerhörigkeit schützen kann. Dieser Nutzen wurde jedoch noch nicht an Menschen untersucht, und eine Beobachtungsstudie aus dem Jahr 2015 ergab, dass eine Supplementation mit hohen Vitamin-C-Spiegeln mit einem erhöhten Risiko für Schwerhörigkeit zusammenhängt. Daher ist es unklar, wie vorteilhaft Vitamin C für die Prävention oder Behandlung von Schwerhörigkeit ist.

Carotinoide

Carotinoide sind gelbe, rote oder orangefarbene Substanzen, die in Pflanzen, Früchten, Getreide und Ölen vorkommen. Denken Sie zum Beispiel an den Farbton von Karotten und Süßkartoffeln. Sie sind sowohl ein Antioxidans als auch ein Provitamin (d. h. etwas, das sich in ein Vitamin umwandelt – in diesem Fall können Carotinoide im Körper in Vitamin A umgewandelt werden). Eine höhere Aufnahme von Carotinoiden kann das Risiko für Hörverlust verringern. In einer 2015 im American Journal of Clinical Nutrition veröffentlichten Studie wurde beispielsweise eine höhere Aufnahme bestimmter Carotinoide (sowie von Folsäure) mit einem geringeren Risiko für Hörverlust in Verbindung gebracht.

Carotinoide tragen zur orangenen Farbe vieler verschiedener Obst- und Gemüsesorten bei und haben mehrere Funktionen, die für die menschliche Gesundheit wichtig sind, einschließlich der Rolle bei der antioxidativen Abwehr, der Zell-zu-Zell-Kommunikation und als Vorläufer von Vitamin A. In der oben erwähnten Studie aus dem Jahr 2015 hatten Frauen mit einer höheren Aufnahme von zwei spezifischen Carotinoiden, Beta-Carotin und Beta-Cryptoxanthin, ein geringeres Risiko für Schwerhörigkeit. Es handelte sich um eine große Längsschnittstudie, die mehr als 65.000 Teilnehmerinnen umfasste.

Folsäure und Folate

Folat oder Vitamin B9, ist ebenfalls ein wichtiger Nährstoff. Er ist entscheidend für die Zellteilung und kommt in vielen Nahrungsmitteln von Natur aus vor. (Folsäure ist die synthetische Form, die in Lebensmittelzusatzstoffen und Nahrungsergänzungsmitteln verwendet wird). Eine höhere Folataufnahme ist mit einem geringeren Risiko für Hörverlust verbunden. Diese Tatsache stimmt mit einer randomisierten klinischen Studie in den Niederlanden überein, die zeigte, dass eine geringere orale Folsäure-Aufnahme mit einer Verschlechterung des Hörvermögens über 3 Jahre hinweg zusammenhing.

Folat ist ein B-Vitamin, das der Körper zur Herstellung von DNA und zur Zellteilung benötigt. Folat ist in vielen Lebensmitteln enthalten – in Nüssen, Bohnen und Gemüse, um nur einige zu nennen. Außerdem sind viele Lebensmittel wie Brot und Müsli mit Folsäure, einer synthetischen Form des Vitamins, angereichert. Da es so weit verbreitet ist, nehmen die meisten Menschen über ihre Ernährung genügend Folsäure auf. Menschen mit einer höheren Folsäurezufuhr haben ein geringeres Risiko, einen Hörverlust zu entwickeln.

In einer 2010 in der Fachzeitschrift Otolaryngology-Head and Neck Surgery veröffentlichten Studie wurde beispielsweise festgestellt, dass bei Männern im Alter von 60 Jahren oder älter die Gesamtaufnahme von Folsäure mit einem geringeren Risiko für Hörverlust verbunden war. Dies spiegelt andere Studien zum Thema Folsäure wider. In einer randomisierten klinischen Studie in den Niederlanden beispielsweise verlangsamte die Einnahme von Folsäure die mit dem Alterungsprozess einhergehende Verschlechterung des Hörvermögens in den Sprachfrequenzen.

Omega-3

Omega-3-Fettsäuren können nur über die Nahrung aufgenommen werden (d. h. der Körper kann sie nicht selbst herstellen), und diese Fettsäuren haben eine Reihe wichtiger Funktionen in Organen und Systemen des Körpers, vom Immunsystem bis zum Herzen. Omega-3-Fettsäuren sind in Fisch enthalten, der in der mediterranen Ernährung oft eine wichtige Rolle spielt und zum Schutz vor altersbedingtem Hörverlust beiträgt.

Eine Studie aus dem Jahr 2010, die im American Journal of Clinical Nutrition veröffentlicht wurde, stellt einen negativen Zusammenhang zwischen einer hohen Aufnahme von mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren und Hörverlust fest (d. h. je mehr Omega-3-Fettsäuren verzehrt wurden, desto geringer war der Hörverlust). Die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren in die Ernährung kann die Entwicklung von altersbedingtem Hörverlust verhindern oder verzögern.

Eine 2014 veröffentlichte Studie ergab, dass der regelmäßige Verzehr von Fisch mit einem geringeren Risiko für Hörverlust bei Frauen verbunden ist. Wenn Sie keinen Fisch essen möchten, entscheiden sich viele Menschen für die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren in Form von Fischölpräparaten.

Kann eine gesunde Ernährung das Risiko einer Schwerhörigkeit verringern?

Was Sie essen, kann eine wichtige Rolle dafür spielen, wie gut Sie hören, besonders wenn Sie älter werden. In einer Studie aus dem Jahr 2019 hatten Frauen, die berichteten, sich gesünder zu ernähren, geringere Hörverlustraten als Frauen, die sich weniger gesund ernährten. Die Studie untersuchte das Essverhalten und Gehör von 3.135 Frauen und wurde im American Journal of Epidemiology veröffentlicht.

gesunde ErnährungFoto: © Einladung_zum_Essen / Pixabay

Die Forscher haben das Hörvermögen der Teilnehmer zu Beginn der Studie gemessen und erneut drei Jahre später. Die Frauen, die sich genau an die allgemeinen Ernährungsempfehlungen hielten, hatten ein um 25 Prozent geringeres Risiko, eine Hochtonschwerhörigkeit zu entwickeln, als diejenigen, die sich nicht daran hielten. Die Forscher fanden auch heraus, dass die Wahrscheinlichkeit einer Schwerhörigkeit bei denjenigen, deren Ernährung den allgemeinen Ernährungsempfehlungen am ehesten entsprach, um fast 30 Prozent geringer war.

Die Studie war eine Erweiterung einer früheren, 2018 veröffentlichten Untersuchung, die ein ähnliches Muster bei der Untersuchung einer großen Gruppe von Frauen gefunden hatte. In dieser Studie sahen die Forscher eine positive Korrelation mit einer gesunden Ernährung und geringeren Hörverlustraten. Angesichts der Tatsache, dass Schwerhörigkeit so häufig vorkommt, ist ein um 30 Prozent geringeres Risiko beträchtlich. Die Ergebnisse deuten stark darauf hin, dass die Entwicklung einer Schwerhörigkeit im Alter vermeidbar ist und dass eine gesunde Ernährung hilfreich sein kann, um das Risiko zu reduzieren.

Warum sollte die Ernährung das Gehör beeinflussen?

Es gibt verschiedene Theorien, warum eine gesündere Ernährung vor Schwerhörigkeit schützen kann. Ein wichtiger Bereich betrifft dabei den nachgewiesenen Zusammenhang zwischen Herzgesundheit und Gehör.

Eine gesunde Ernährung ist mit einem geringeren Risiko für Herzkrankheiten und Erkrankungen verbunden, die die Arterien und Venen entzünden oder beschädigen, wie zum Beispiel Diabetes. Genau wie für die allgemeine Gesundheit ist die Durchblutung der Ohren sehr wichtig für ein funktionierendes und gesundes Gehör. Das Innenohr, das für die Erkennung von Geräuschen verantwortlich ist, ist besonders anfällig für Veränderungen des Sauerstoffgehalts im Blut, Entzündungen oder Bluthochdruck.

Foto: © PublicDomainPictures / Pixabay

Eine gesunde Ernährung ist darüber hinaus auch eine wichtige Quelle von Antioxidantien, die vor Schäden durch oxidativen Stress schützen helfen. Oxidativer Stress kann unter Umständen Zellschäden verursachen. Viele Obst- und Gemüsesorten liefern wichtige antioxidative Vitamine und Mineralien, die unser Körper nicht selbst herstellen kann.

Was ist mit Vitaminen und Tinnitus?

Tinnitus oder Ohrgeräusche treten sehr häufig auf und betreffen fast 1 von 10 Deutschen. Während viele Betroffene eine Nahrungslösung zur Linderung ihre Symptome begrüßen würden, gibt es bisher keine Studien, die einen Einfluss der Ernährung auf Tinnitus belegen. Dies ist ein Bereich, der dringend weiterer Untersuchungen bedarf.

Tinnitus MannFoto: © aleks333 / Shutterstock

Vitamine sind ein großes Geschäft – schätzungsweise 5% aller Deutschen nimmt regelmäßig Multivitamin -oder Mineralstoffpräparate ein. Wenn es jedoch um die Gesundheit des Gehörs geht, sollte man sich stattdessen auf den Verzehr von verschiedenen Obst- und Gemüsesorten, Vollkorngetreide, Proteinen und gesunden Fetten konzentrieren. Eine allgemein gesunde Ernährung, kann bei der Prävention von Hörverlust hilfreich sein.

Der Mineralstoff Zink kann bei Tinnitus hilfreich sein – allerdings nur für Menschen, die einen Zinkmangel haben, wie Tinnitus Today berichtet. Das heißt, wenn Sie einen niedrigen Zinkspiegel haben (was häufiger vorkommt, wenn Sie Vegetarier sind, Alkoholprobleme haben oder an bestimmten Verdauungsstörungen leiden), kann die Einnahme von Zink hilfreich sein, um Ihre Tinnitus-Symptome zu verringern.

Wenn Sie jedoch normale Zinkwerte haben, wird die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln keinen Unterschied bei Ihrem Tinnitus machen. Ein weiterer Mineralstoff, Magnesium, kann ebenfalls dazu beitragen, die Schwere der Tinnitus-Symptome zu verringern, wie eine kleine Studie ergab.

Vollwertkost: Was sollte man essen?

Obwohl die Multivitaminindustrie jedes Jahr mehr als 6 Milliarden Dollar Umsatz macht, empfehlen viele Ärzte weniger Vitaminpräparate einzunehmen und stattdessen daran zu arbeiten, Vitamine aus einer Vollwerternährung zu beziehen. Vitamine werden aus einem bestimmten Grund als Nahrungsergänzungsmittel verkauft – sie sollten eine „Ergänzung“ zur eigenen Ernährung sein, vor allem wenn eine Person einem erhöhten Risiko für Mineral -und Vitaminmangel ausgesetzt ist.

Foto: © monikabaechler / Pixabay

Aber welche Lebensmittel sind vitaminreich? Hier sind einige Empfehlungen für Lebensmittel, die viel Vitamin A, C, E und Folsäure enthalten, von denen zumindest Hinweise dafür vorliegen, dass sie gut für Ihre Hörgesundheit sind.

  • Vitamin A ist in vielen verschiedenen Lebensmitteln enthalten, insbesondere in orangefarbenem Gemüse wie Karotten, Süßkartoffeln und Kürbissen, sowie in Grünkohl und Brokkoliblättern.
  • Vitamin C findet sich in vielen dunklen Blattgemüsen, einschließlich Grünkohl und Mangold, und in fast allen Arten von Zitrusfrüchten enthalten. Kiwi, Beeren, Tomaten, Erbsen und Papayas sind ebenfalls reich an Vitamin C.
  • Lebensmittel mit hohem Vitamin E Gehalt sind in der Nussabteilung Ihres Supermarktes zu finden – insbesondere Mandeln und Haselnüsse. Nusssamen und Pflanzenöle, wie Sonnenblumen- und Traubenkerne, haben ebenfalls einen hohen Vitamin E Gehalt.
  • Folsäure ist dagegen in Erdnüssen, Sonnenblumenkernen, Linsen, Brokkoli und Sojabohnen enthalten. Folsäure wird auch vielen Broten und Getreidearten zugesetzt.

Tatsächlich gibt es einige Forschungsarbeiten, die sich damit befassen, ob Vitamine und Mineralien in unserer Ernährung unsere Hörgesundheit verbessern können. Eine Studie hat zum Beispiel gezeigt, dass Folsäure als Nahrungsergänzung bei älteren Männern dazu beiträgt, das Risiko von Schwerhörigkeit zu senken. Zusätzlich sind die Mineralstoffe Kalium, Zink und Magnesium für die Aufrechterhaltung eines guten Hörvermögens unerlässlich. Es ist wichtig zu erwähnen, dass diese Studie nicht dazu gedacht war, ein Ursache-Wirkungsverhältnis zu beweisen. Sie hat lediglich aufgezeigt, dass ein Zusammenhang zwischen einer gesunden Ernährung und einem reduzierten Risiko für Schwerhörigkeit besteht. Da ein Hörverlust viele Ursachen hat – von der Belastung durch übermäßigen Lärm bis hin zur Genetik – kann eine gesunde Ernährung nur einen „relativen“ Schutz bieten.

Fazit

Viele Dinge beeinflussen unser Gehör. Deshalb ist eine ausgewogene Ernährung immer noch der beste Weg, um die Nährstoffe zu erhalten, die unser Körper braucht, um effektiv zu funktionieren. Bitte konsultieren Sie Ihren Hausarzt, bevor Sie Vitamine oder Nahrungsergänzungsmittel zu Ihrer Ernährung hinzufügen. Wenn Sie Bedenken bezüglich Ihres Gehörs haben, wenden Sie sich an einen Hörgeräteakustiker in Ihrer Nähe.

Schwerhörigkeit wird zunehmend nicht nur mit Kommunikationsschwierigkeiten, sondern auch mit Demenz, Depressionen und sozialer Isolation in Verbindung gebracht. Wenn Sie oder ein geliebter Mensch sich Sorgen über einen Hörverlust machen, suchen Sie ein HNO-Arzt oder Hörgeräteakustiker auf.

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