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Tinnitus? Was man dagegen tun kann
Wenn Sie mit Tinnitus leben müssen, kann das Klingeln im Ohr jeden einzelnen Aspekt Ihrer Lebensqualität beeinträchtigen. Zunächst ist es nur ein Ärgernis – etwas, über das Sie sich keine Sorgen machen und das Sie leicht ignorieren können. Aber wenn das Geräusch nicht verschwindet, geraten viele Betroffene schnell in einen Teufelskreis.
Panik und Angst entstehen, was wiederum den Tinnitus lauter machen kann. Plötzlich ist es schwieriger einzuschlafen, und der Schlafmangel macht das Geräusch intensiver. Es ist auch schwieriger, sich zu konzentrieren, während Sie wach sind. Am schlimmsten ist jedoch, dass sich viele Patienten von ihrem Arzt im Stich gelassen fühlen.
Ärzte sagen oft: „Gegen Tinnitus kann man nichts machen, Sie müssen es akzeptieren.“ Vielen Betroffenen wird gesagt, dass sie damit leben müssen und dass sie nichts tun können. Das ist natürlich falsch, denn es gibt eine Vielzahl von Methoden, die Sie gegen Ihren Tinnitus einsetzen können. Haben Menschen jedoch keinen Grund, ihren Arzt daraufhin zu befragen, führt dies zu Panik und beschleunigt den Teufelskreis des Leidens weiter.
Die gute Nachricht ist, es gibt immer Hoffnung. Eine dauerhafte Linderung des Tinnitus ist möglich. Sie können zu einem Punkt gelangen, an dem Sie der Tinnitus nicht mehr stört und an dem Ihr Gehirn einfach aufhört, auf den Klang zu achten. Es gibt viele hilfreiche Maßnahmen, die Sie jetzt tun können, um Ihre Lebensqualität mit Tinnitus zu verbessern.
1. Hochwertige HiFi-Ohrstöpsel
Jeder sollte seine Ohren in einer lauten Umgebung schützen. Wenn Sie jedoch mit Tinnitus oder Hörverlust leben, ist es von größter Wichtigkeit, Ihr verbleibendes Gehör zu schützen. Lärmbedingter Hörverlust kann den Tinnitus stark verändern oder verschlimmern.
Das Problem ist, dass viele Ohrstöpsel es schwierig machen, sich in bestimmten Umgebungen zu amüsieren, weil sie die Geräusche, die Sie hören möchten, dämpfen und verzerren. Es wird schwierig oder sogar unmöglich, ein Gespräch zu führen, Musik zu genießen oder sich Ihrer Umgebung bewusst zu sein.
High-Fidelity-Ohrstöpsel (auch als Musiker-Ohrstöpsel bezeichnet) oder Noise-Cancelling Kopfhörer lösen dieses Problem vollständig. Anstatt einfach so viel Schall wie möglich zu absorbieren oder zu blockieren, wie dies bei herkömmlichen Ohrstöpseln der Fall ist, werden spezielle Filter verwendet, um den Dezibelpegel Ihrer Umgebung gleichmäßig zu reduzieren. Auf diese Weise können Sie weiterhin Musik genießen oder Gespräche führen, nur eben bei geringer Lautstärke.
Sie können sich von einem Audiologen ein individuelles Set an High-Fidelity-Ohrstöpseln für Ihre Ohren anpassen lassen. Dies ist viel teurer als ein Paar bei Amazon zu kaufen, aber auch eine deutlich bessere Option, da sie viel komfortabler sind und viele Sets mit austauschbaren Filtern ausgestattet sind, die für verschiedene Umgebungen mehrere Schalldämpfungsstufen bieten.
Pro-Tipp: Die meisten High-Fidelity-Ohrstöpsel werden mit einer Schlüsselbund-Tragetasche geliefert. Behalten Sie ein Set an Ihrem Schlüsselbund, damit Sie es jederzeit bei sich haben. Als Faustregel gilt: Nutzen Sie die Ohrstöpsel immer dann, wenn Sie sich die Frage stellen: „Ist das zu laut?“ Auch dann, wenn es sich nicht wirklich um einen schädlichen Dezibelpegel handelt.
2. Packen Sie einen medizinischen Notfallkoffer
Einer der schwierigeren Aspekte des Lebens mit Tinnitus ist für viele Betroffene das ständige Gefühl der Angst. Wenn Ihr Tinnitus zu einem beliebigen Zeitpunkt stärker wird, haben Sie natürlich Angst – es ist, als würden Sie immer darauf warten, dass der Tinnitus übermächtig wird und Ihr Leben noch stärker beeinträchtigt. Diese Angst beginnt, jeden Teil Ihres Lebens zu durchdringen.
Ein hilfreicher Weg, um dieser Angst entgegenzuwirken, besteht darin, einen Notfallkoffer zupacken und ihn bei jedem Verlassen des Hauses bei sich zu haben. Die Idee hier ist einfach: Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit, um über die verschiedenen Probleme im Zusammenhang mit Tinnitus nachzudenken, die auftreten können, während Sie unterwegs sind, und packen Sie eine Tüte mit allem Zubehör ein, das Sie möglicherweise benötigen, um mit diesen potenziellen Herausforderungen fertig zu werden.
In Bezug auf Tinnitus enthält Ihr medizinischer Notfallkoffer möglicherweise Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel, Ohrstöpsel, Kopfhörer, Getränke / Essen / Snacks, Hörgeräte, In-Ear-Masker (siehe unten) oder eine Liste von Notfallkontakten. Wenn etwas schief geht, können Sie auf diese Weise sicherer mit auftretenden Problemen umgehen, was dazu beitragen sollte, einen Teil der Angst abzubauen.
3. Smartphone Tinnitus-Apps zur Schallmaskierung
Die Schallmaskierung ist eine bekannte und wirksame Methode zur Bewältigung von Tinnitus. Für viele Betroffene bieten Hintergrundgeräusche eine vorübergehende Linderung, indem das Geräusch des Tinnitus durch ein selbst gewähltes Geräusch übertönt wird.
Tinnituspatienten haben mehrere Optionen Ihren Tinnitus zu „maskieren“. Eine Schallmaskierung ist mit Audiogeräten, Lüftern, Hörgeräten (mit Tinnitusfunktion), In-Ear-Geräten oder einer Stereoanlage möglich. Der einfachste und schnellste Weg, um Erleichterung zu finden, sind Tinnitus-Apps für Ihr iPhone oder Android Smartphone.
Nicht alle Vorrichtungen wirken gleich. Das Problem ist, dass die meisten Geräte große Nachteile aufweisen. Geräte mit weißem Rauschen bieten in der Regel nur einen einzigen Sound. Stereoanlagen sind oft nicht mobil einsatzfähig und haben einen festen Standort in Ihrem Haushalt. Ältere Stereoanlagen haben möglicherweise Lautsprecher von schlechter Qualität.
Manche Tinnitus-Apps bieten nur kurze Audiodateien, die sich endlos wiederholen. Die Wiederholung wirkt nach einer gewissen Zeit auf Sie ermüdend und unangenehm. In-Ear-Masker und Hörgeräte mit Tinnitusfunktionen können hilfreich sein. In der Regel sind Sie jedoch auf wenige verschiedene Geräusche beschränkt, die bei Ihrem Tinnitus möglicherweise nicht gut funktionieren.
Das beste Gerät zur Tinnitus-Maskierung ist Ihr Smartphone, das mit einen hochwertigen und tragbaren Bluetooth-Lautsprecher verbunden ist (im Notfall können auch Kopfhörer gut funktionieren). Die Klangqualität ist nicht nur erheblich besser als bei einem durchschnittlichen Maskierungsgerät, sondern Sie können auch Tausende von Klangtherapie-Apps testen, die in Ihrem App-Store erhältlich sind. Sie haben somit Zugriff auf eine scheinbar unendliche Auswahl an unterschiedlichen Klängen oder Sounddateien.
Nicht jeder Maskierungston eignet sich für jede Art von Tinnitus, aber mit dieser Strategie ist für jeden etwas dabei. Und Sie können dieses Setup auch für Musik und Podcasts verwenden, die oft noch effektiver zum Maskieren sind, weil sie den Tinnitus-Ton übertönen und gleichzeitig Ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Pro-Tipp: Wenn immer möglich, halten Sie die Lautstärke Ihrer Maskierungssounds niedriger als die Lautstärke Ihres Tinnitus. Dies wird als partielle Maskierung bezeichnet und ist besser, als das Geräusch Ihres Tinnitus vollständig zu übertönen, da dies Ihnen bei der Gewöhnung (Habituation) helfen kann. Wenn sich die wahrgenommene Lautstärke Ihres Tinnitus auf diese Weise verringert, wirkt er weniger störend. Mit der Zeit reagiert Ihr Gehirn und Ihr Nervensystem nicht mehr so negativ auf den Tinnitus-Klang.
4. Multisensorische Ablenkung zur besseren Bewältigung
Ablenkung ist eine sinnvolle und wirksame Strategie zur Bewältigung von Tinnitus. Aber es funktioniert nicht immer – je schwerer der Tinnitus, desto schwieriger ist es, sich abzulenken. Besonders herausfordernd sind laute Tinnitus-Töne. Patienten, die normalerweise in der Lage sind, irrelevante Geräusche zu ignorieren, stellen plötzlich fest, dass sie das Tinnitus-Geräusch nicht mehr loslässt.
Dieses Phänomen kann man evolutionär erklären. Mithilfe von Geräuschen überwachen wir unsere Umgebung auf Bedrohungen hin. Wenn wir nervös sind oder Angst haben, kann unser Gehirn den Unterschied zwischen einer realen Gefahr und einer imaginären Bedrohung wie Tinnitus nicht erkennen. Wir reagieren also so, als ob die Gefahr real ist und erleben eine Fluchtstressreaktion.
In diesen Momenten tut unser Gehirn alles, um Ihre Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was es als Quelle der Bedrohung wahrnimmt – das Geräusch des Tinnitus. Ihr Gehirn muss erst lernen, dass das Tinnitus-Geräusch keine Bedrohung darstellt, bevor es den Ton ignorieren kann. Vor diesem Hintergrund kann Ablenkung eine effektive Bewältigungsstrategie sein. Man muss es nur ein bisschen anders angehen. Am besten kombinieren Sie mehrere Tätigkeiten, bei denen so viele Sinne wie möglich gleichzeitig beteiligt sind (multisensorische Ablenkung).
Anstatt nur weißes Rauschen zu hören, hören Sie Musik und spielen ein Spiel auf Ihrem Handy. Oder nehmen Sie ein heißes Bad und lassen Sie parallel dazu Naturgeräusche über ein Bluetooth-Lautsprecher abspielen, während Sie gleichzeitig ein Buch in der Badewanne lesen. Gehen Sie in der Natur joggen oder trainieren Sie im Freien während Sie gleichzeitig Musik hören. Spielen Sie Tetris auf Ihrem Handy, während Sie sich einen Podcast oder Ihre Lieblingsmusik anhören.
Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg, und die Möglichkeiten sich abzulenken sind endlos. Als allgemeine Faustregel gilt: Je mehr Sinne Sie in Ihren Ablenkungsversuch einbeziehen, desto effektiver hilft er Ihnen bei der Bewältigung einer schwierigen Tinnitusspitze.
5. Behalten Sie kleine Fortschritte im Auge
Ist Ihnen jemals aufgefallen, dass Sie nach einer Verletzung ständig überprüfen müssen, wie sehr es noch weh tut? Viele Menschen konzentrieren sich auf Schmerzen und Unbehagen mit einer Intensität, die für sie unüblich ist. Aber wir tun dies nicht nur bei körperlichen Schmerzen. Wir tun dies auch bei anderen gesundheitlichen Problemen, und Tinnitus ist keine Ausnahme.
Wenn wir ein Leiden haben, ist es sehr leicht, in eine Schleife des negativen Denkens und Nachdenkens zu geraten. Selbst wenn Sie bedeutende Fortschritte bei der Verbesserung Ihres Tinnitus machen, treten immer noch schwierige Momente, Spitzen und Rückschläge auf. Wenn sich ein Rückschlag ereignet, ist das oft alles, woran Sie denken können. Eine kurze Tinnitus-Spitze kann einen großartigen Tag völlig ruinieren.
Einem Mangel an positiven Denken können Sie mit einer einfachen Journaling-Übung begegnen. Alles, was Sie tun müssen, ist, sich jeden Abend ein paar Minuten Zeit zu nehmen, um eine Liste der kleinen Fortschritte und Siege aufzuschreiben, die Sie tagsüber erlebt haben. Ein kleiner Fortschritt ist nicht nur ein Moment, in dem sich Ihr Tinnitus wieder beruhigt, sondern auch positive Erfahrungen die Sie trotz Ihres Tinnitus machen. Sie gehen mit Ihrer Familie aus oder nehmen an einer lustigen Aktivität teil, obwohl Sie an einen schwierigen Tag hatten.
Jeder Moment, in dem Sie einen kleinen Fortschritt erzielt haben, zählt. Wenn Sie es jeden Abend vor dem Zubettgehen aufschreiben, verändern Sie Ihre Denkweise und konzentrieren sich mehr auf Ihre Erfolge, anstatt nur auf Rückschläge und Ängste.
Abschließende Gedanken
Tinnitus ist ein komplizierter Gesundheitszustand und keine der oben vorgestellten Bewältigungsstrategien, wird die zugrunde liegenden Probleme, die eine langfristige Linderung verhindern, auf magische Weise beheben. Es ist auch keine vollständige Liste. Eine ganzheitliche Herangehensweise beim Thema Tinnitus ist jedoch wichtig. Und kleine Änderungen zum Besseren können schnell zu einem signifikanten Ergebnis führen, selbst wenn eine einzelne Maßnahme nur minimale Fortschritte bewirkt.
Ich hoffe, Sie geben einigen dieser Ideen eine Chance, vor allem, wenn Sie bereits hart daran arbeiten, sich an Ihren Tinnitus zu gewöhnen. Denken und Handeln Sie bei einem chronischem Tinnitus langfristig. Jede kleine Verbesserung zählt!
Ich möchte Ihnen zum Abschluss noch den Erfahrungsbericht eines befreundeten Hörgeräteakustikers vorstellen. Die Geschichte handelt von einem Mann, der ihm erzählte, dass das Klingeln in seinen Ohren sein Leben ruinierte. „Er war die ganze Zeit so gestresst, dass er Herzprobleme bekam. Ich habe ihm Hörgeräte mit neuer Technologie (für Tinnitus) zum Probetragen mitgegeben. Als er zurückkam, erzählte er mir, dass das Klingeln nachgelassen hat. Als er die Hörgeräte kaufte und später erneut ins Geschäft kam, erzählte er mir, das er seit mehr als einem Monat keine Angstattacken mehr hatte und er auch besser hören konnte. Das sind die Geschichten, die mir deutlich machen, warum ich Akustiker geworden bin.“