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Tinnitus durch Stress und psychische Belastungen
Zwischen Stress oder anderen psychischen Belastungen und dem Auftreten von Ohrgeräuschen gibt es einen engen Zusammenhang. In den meisten Fällen entsteht ein Tinnitus jedoch nur dann, wenn es sich um negativen Stress handelt, im Allgemeinen auch Dysstress genannt. Dieser meist chronische Dauerstress wird durch familiäre oder berufliche Sorgen, finanzielle Nöte, Ängste oder durch den Tod von nahestehenden Menschen ausgelöst.
Durch welche Umstände kann ein Tinnitus entstehen? Diese Frage beschäftigt die Medizin bereits seit langer Zeit, doch bis heute gibt es nur wenig bekannte Ursachen, die organisch begründet sind. Neben einer zu starken Lärmeinwirkung kann eine Verletzung oder Infektion des Mittel- und Innenohres zu einem Tinnitus führen.
Darüber hinaus kann ein Tinnitus in Folge eines Hörsturzes oder einer Schwerhörigkeit auftreten. Eine der häufigsten Ursachen ist jedoch Stress. Die Entstehung eines Tinnitus kann durch die Ausschüttung von Stresshormonen während einer hohen Stressbelastung begünstigt werden.
Stresssituationen können zu körperlichen und seelischen Reaktionen führen, die einen Tinnitus oder Hörsturz verursachen. Darüber hinaus entwickeln Menschen, die unter einer durch Stress ausgelösten psychischen Belastung stehen, häufig eine Geräuschüberempfindlichkeit (auch Hyperakusis genannt), die das Risiko für einen Tinnitus nochmals erhöht. Es handelt sich dabei um einen schleichenden Prozess, der von dem Betroffenen oft erst zu spät wahrgenommen wird.
Stress begünstigt die Entstehung von Tinnitus
Aus diversen Studien geht hervor, dass Menschen die von einem Hörsturz oder Tinnitus betroffen sind, deutlich häufiger und länger unter Stress standen als andere Personen.
Die Betroffenen mussten ein kritisches Lebensereignis verarbeiten, das ihre psychische Gesundheit nachhaltig negativ beeinflusst hat. Psychische Belastungen und Stress sind einer der Hauptursachen für die Entstehung von Tinnitus. Chronische Tinnitus-Patienten entwickeln zudem häufig Sekundärsymptome wie Depressionen oder Angststörungen, die die persönliche Situation des Betroffenen weiter verschlimmern.
Unklar ist bislang, ob Depressionen als Folge von chronischen Ohrgeräuschen auftreten oder ob sie ein möglicher Auslöser sind. Hier kommt es besonders auf die Fähigkeit der Dekompensation an. Je schlechter der Betroffene mit Stress, Verlustsituationen, Ängsten und Aggressionen zurechtkommt, desto höher ist das Risiko an einem chronischen Tinnitus zu erkranken. Es kommt also darauf an, wie der Betroffene mit der seelischen Belastung umgeht und in welcher Weise er dabei Unterstützung durch sein soziales Umfeld erfährt.
Kognitiv-emotionale Verarbeitung von Stress bei Tinnitus-Patienten
Während sich einige Menschen bereits nach kurzer Zeit an die Ohrgeräusche gewöhnt haben, fixieren sich andere übermäßig stark darauf. Der Tinnitus wird als bedrohlich für die eigene Gesundheit angesehen. Eine mangelnde Gewöhnung, auch Habituation genannt, führt dazu, dass der Tinnitus vom Gehirn nicht als normales Hintergrundgeräusch verarbeitet werden kann. Der Begriff Habituation stammt von William Thorpe und bedeutet soviel wie “erlernte Verhaltensunterdrückung”. Menschen lernen durch Erfahrung keine Reaktion auf bestimmte Reize zu zeigen.
Dadurch können Reize ausgeblendet und negative Verhaltensweisen vermieden werden. Bei einer Vielzahl von Tinnitus-Patienten ist dieser für eine “Heilung” notwendige Prozess gestört. Die Betroffenen fokussieren sich besonders stark auf die Ohrgeräusche, nehmen diese somit deutlich intensiver wahr und leiden stärker unter den Symptomen. Besonders häufig betroffen sind Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl, einer niedrigen Frustrationstoleranz und einer grundsätzlich negativen Denkweise.
Durch diese Bedingungen wird die kognitiv-emotionale Verarbeitung der Tinnitus-Erkrankung gehemmt und die Tinnituswahrnehmung verstärkt. Die betroffene Person fühlt sich hilflos und ist deutlich anfälliger für emotionalen Stress. Es entsteht eine Art Teufelskreis, der in der Regel zu einer Symptomverschlechterung führt. So entwickeln Tinnitus-Patienten beispielsweise Schlafstörungen, Konzentrationsschwächen oder schwere psychische Erkrankungen.
Tinnitus durch oxidativen und nitrosativen Stress
Bereits seit einiger Zeit geht die Medizin davon aus, dass oxidativer und nitrosativer Stress nicht nur eine frühzeitige Alterung und Krebs, sondern auch die Entstehung von Tinnitus begünstigen kann. Unter oxidativem beziehungsweise nitrosativem Stress versteht man die Entstehung von Zellschäden durch sogenannte freie Sauerstoffradikale und fehlerhafte Stickstoffverbindungen im Körper.
Es handelt sich hier also nicht um “psychologischen” Stress, sondern um den Stress der Zellen z.B. durch Rauchen, Abgase und schlechte Ernährung. Um die Regeneration der Zellen und die allgemeine Entgiftung des Körpers zu unterstützen, werden häufig Antioxidantien in Verbindung mit Nahrungsergänzungsmitteln eingesetzt. Bis zum aktuellen Zeitpunkt konnte der medizinische Zusammenhang zwischen oxidativem oder nitrosativem Stress und einer Tinnituserkrankung jedoch noch nicht bewiesen werden.
Soziale Kontakte verringern das Tinnitus-Risiko
Das Risiko an einem chronischen Tinnitus zu erkranken ist deutlich höher, wenn die betroffene Person einer belastenden Situation ausgesetzt ist, die sie nicht bewältigen kann. Das Tinnitus-Risiko verringert sich hingegen durch soziale Kontakte zu anderen Menschen. Bei betroffenen Tinnitus-Patienten wird häufig eine Verbesserung der Symptome festgestellt, wenn sie sich mit anderen Menschen umgeben anstatt sich zurückzuziehen.
Wer mit dem Stress nicht zurechtkommt und sich überfordert fühlt, kann an Stressbewältigungsseminaren oder Gruppentherapien teilnehmen, die in den meisten Fällen von den Krankenkassen gefördert oder bezuschusst werden. Dort findet man nicht nur den Kontakt zu anderen Betroffenen, sondern erhält auch wertvolle Tipps, die den Umgang mit Stresssituationen deutlich erleichtern. Gibt es weitere Faktoren, die das Tinnitus-Risiko minimieren? Grundsätzlich gilt: eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf und Bewegung tragen sehr viel zu einer seelischen Gesundheit bei. Darüber hinaus ist eine aktive Freizeitgestaltung wichtig, um den Alltags- und Arbeitsstress ausreichend kompensieren zu können.
Krank ohne organische Ursache
Ein Tinnitus ist ein Warnsignal für zu viel Stress und kann ohne organische Ursache entstehen. Medizinische Behandlungsmethoden richten sich im Allgemeinen nach der jeweiligen Ursache einer Erkrankung. Nur was, wenn keine Ursache vom Arzt gefunden wird? Sollte chronischer Stress einen akuten Tinntius auslösen, reicht die Behandlung der Symptome häufig nicht aus, um die dahinter liegende Erkrankung zu heilen.
Ist die Krankschreibung vorbei und steht man wieder im Berufsalltag, treten auch die Symptome häufig wieder auf. Man sollte deshalb mit seinem behandelnden Arzt über eine ganzheitliche Behandlung sprechen. Diese Form der Therapie impliziert nicht nur die Erforschung der Ursache, sondern darüber hinaus das Erlernen neuer Verhaltensweisen und eine Veränderung des bisherigen Lebens.
Stresstherapie gegen Tinnitus
Der enge Zusammenhang zwischen Stress und Tinnitus kann auch einen wichtigen therapeutischen Nutzen für den Betroffenen haben, da er so gezwungen ist neue Verhaltensweisen zu erlernen und einen anderen Umgang mit Stresssituationen zu finden. Im ersten Schritt gilt es herauszufinden, welche Stressfaktoren die Entstehung der Ohrgeräusche begünstigen.
Hierzu legt man ein Tinnitus-Tagebuch an. In diesem wird festgehalten, wann die Tinnitus-Symptome auftreten, wie man sich gerade fühlt und was zuvor passiert ist. Nach zwei bis drei Monaten erkennt man somit Zusammenhänge und Muster zwischen äußeren Gegebenheiten und inneren Gefühlszuständen, die zuvor nicht bewusst waren.
Die geistige Ebene: zum Beispiel bei Gedächtnis- und Konzentrationsproblemen oder bei einer mangelnden Selbstzufriedenheit
Die Gefühlsebene: beispielsweise bei Depressionen, Ängsten, Neurosen oder einer ständigen Gereiztheit
Die körperliche Ebene: Muskelverspannungen, Schwindel, chronische Kopfschmerzen, falsche Ess- und Schlafgewohnheiten
Im nächsten Schritt wird zusammen mit dem behandelnden Arzt oder Psychotherapeuten ein Verhaltensplan ausgearbeitet. Dieser legt fest, wie man sich in zukünftigen kritischen Situationen (die man durch das Tinnitus-Tagebuch entdeckt hat) verhalten möchte. So kann die konkrete Stressbelastung unter therapeutischer Anleitung gezielt reduziert werden. In vielen Fällen verspüren die Tinnitus-Patienten bereits nach kurzer Zeit eine Verbesserung der Ohrgeräusche.
Stress, Schwerhörigkeit und Tinnitus hängen zusammen
„Ich bin gerade so gestresst.“ Die meisten, wenn nicht alle von uns haben das irgendwann in Ihrem Leben gesagt. Das liegt daran, dass wir Stress auf eine sehr reale und greifbare Weise erleben.
Medizinisch gesehen ist Stress die Art und Weise, wie Ihr Körper auf jede Art von physischen oder emotionalen Anforderungen reagiert, indem er biochemische Botenstoffe ins Blut abgibt, die Ihnen mehr Energie und Kraft verleihen. Ein bisschen Stress kann eine gute Sache sein – vor allem, wenn Sie sich in einer gefährlichen Situation befinden – aber viel Stress kann Ihre Gesundheit, einschließlich Ihres Gehörs, in Mitleidenschaft ziehen.
- 43% aller Erwachsenen leiden unter Stress und gesundheitlichen Beeinträchtigungen
- 75 bis 90% aller Arztbesuche betreffen stressbedingte Beschwerden
- Stress kann auf gesundheitliche Probleme wie Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Herzprobleme, Diabetes, Hauterkrankungen, Asthma, Arthritis, Depressionen und Angstzustände zurückgeführt werden.
Laut schwedischen Forschern vom Karolinska-Institut in Stockholm kann Stress auch gesundheitliche Probleme wie Tinnitus und Hörverlust auslösen. Sie entwickelten einen Fragebogen und stellten den Umfrageteilnehmern 120 Fragen, die das Erleben von Stress erfassen und beschreiben.
Die Forscher stellten den Teilnehmern auch drei Fragen zu ihrer Hörgesundheit. Befragte, die über Stress im Zusammenhang mit schlechtem Schlaf und gesundheitlichen Problemen berichteten, litten signifikant häufiger gleichzeitig an einem Tinnitus oder Hörverlust. Auch Befragte, die ihre Arbeit als stressig erlebten, klagten häufiger über Tinnitus oder Hörverlust. Sowohl Männer als auch Frauen gaben in der Studie an, dass ihr Hörverlust schlimmer war, wenn auch Ihre physische Verfassung schlechter war.
Stress und Hören
Die Ergebnisse der schwedischen Studie stimmen mit Berichten aus der medizinischen Fachwelt überein. Laut der Weltgesundheitsorganisation ist Hörverlust einer der häufigsten Erkrankungen der Welt. Viele Arten von Hörverlust sind nicht vermeidbar, die Reduzierung des Stressniveaus in Ihrem Leben kann Ihrer Hörgesundheit jedoch zuträglich sein.
Einfache Techniken für den Umgang mit Stress:
- Selbstgespräche: Sie reden den ganzen Tag in Gedanken mit sich selbst, geben sich Anweisungen und stellen sich Aufgaben! Stellen Sie sicher, dass das, was Sie sagen, positiv und realistisch ist, da es Sie beruhigen und Stress kontrollieren kann.
- Notstressstopper: Wenn Sie sich gestresst fühlen, finden Sie einen gesunden und konstruktiven Weg, um mit akutem Stress umzugehen. Machen Sie zum Beispiel zehnminütige Atemübungen oder gehen Sie aus der Situation heraus.
- Vergnügen Sie sich: Versuchen Sie, jeden Tag mindestens eine Sache zu tun, die Ihnen Freude bereitet, auch wenn dies nur 15 Minuten dauert. Ein Buch lesen. Mit einem Freund einen Kaffee trinken. Nehmen Sie ein neues Hobby auf oder beleben Sie ein altes wieder.
- Tägliche Entspannung: Lernen und üben Sie Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation, Yoga, Tai Chi oder Meditation.
Der beste Weg, um herauszufinden, ob Stress Ihr Gehör beeinträchtigt, ist, sich an einen HNO-Arzt oder Hörgeräteakustiker zu wenden.
Besprechen Sie mit ihm, welche Probleme Sie haben und machen Sie einen kostenlosen Hörtest. Um einen Hörgeräteakustiker in Ihrer Nähe zu finden, besuchen Sie unser Akustikverzeichnis.
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