- Startseite
- Schwerhörigkeit
- Schwerhörigkeit und Herzerkrankungen: Wie ist der Zusammenhang?
Schwerhörigkeit und Herzerkrankungen: Wie ist der Zusammenhang?
Herzkrankheiten sind sowohl bei Männern als auch bei Frauen eine der Haupttodesursachen. Aber wussten Sie auch, dass Herzkrankheiten mit Hörverlust zusammenhängen? Ein gesundes Herz-Kreislauf-System, so haben Forscher festgestellt, ist auch für unser Gehör gesund.
Herzkrankheiten sind die Haupttodesursache sowohl bei Männern als auch bei Frauen, an der in Deutschland jedes Jahr fast 120.000 Menschen sterben. Das bedeutet, dass 25 Prozent aller Todesfälle mit Herzkrankheiten in Verbindung stehen.
Die meisten Herzerkrankungen stehen im Zusammenhang mit Blutgefäßschäden durch Bluthochdruck (Hypertonie) oder versteiften, verengten Arterien (Arteriosklerose) durch einen hohen Cholesterinspiegel. Diese Probleme können zu Verstopfungen, Spasmen oder Rissen sowohl der großen als auch der kleinen Blutgefäße führen, was wiederum Brustschmerzen, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zur Folge hat. In anderen Fällen können Störungen der Herzmuskulatur, der Herzklappen oder des Herzrhythmus zu bestimmten Arten von Herzerkrankungen führen, wie z.B. Herzinsuffizienz.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen beenden aller 5 Minuten das Leben von etwa einem Menschen in Deutschland. Dennoch versteht die große Mehrheit von Menschen nicht, wie ernst die Bedrohung durch Herzkrankheiten für sie persönlich ist oder wie eng sie mit anderen Gesundheitszuständen, wie der Hörgesundheit, zusammenhängt. Frauen und Männer sind gleichermaßen dabei gefordert, ihre Risiken zu verstehen und Maßnahmen zum Schutz ihrer Herzgesundheit zu ergreifen.
Zusammenhang zwischen Herzerkrankungen und Schwerhörigkeit
Was hat Ihre Herzgesundheit mit Ihrem Gehör zu tun? Es geht dabei um die Durchblutung. Studien haben gezeigt, dass eine gute Durchblutung eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung eines gesunden Gehörs spielen. Umgekehrt können eine unzureichende Durchblutung oder eine Schädigung der Blutgefäße im Innenohr eine Schwerhörigkeit begünstigen.
Das liegt daran, dass die empfindlichen Haarzellen in der Cochlea wichtig dabei sind, die von Ihren Ohren aufgenommenen Geräusche in elektrische Impulse umzusetzen. Damit das Gehirn diese Impluse als erkennbaren Klang interpretieren kann, ist unser Hörsystem auf eine gute Durchblutung angewiesen. Eine schlechte Durchblutung verringert die Sauerstoffversorgung, die die Haarzellen zum Überleben benötigen und führt zu Schäden oder Ihrer Zerstörung. Da sich die Haarzellen im Innenohr nicht regenerieren können, führt ihr Verlust oder Absterben zu einer dauerhaften Schwerhörigkeit.
In einer Studie, die im Juni 2010 im „American Journal of Audiology“ veröffentlicht wurde, haben die Autoren Raymond H. Hull und Stacy R. Kerschen, Forschungsarbeiten der letzten 60 Jahre zum Einfluss der kardiovaskulären Gesundheit auf das Gehör überprüft. Ihre Ergebnisse bestätigen, dass eine beeinträchtigte kardiovaskuläre Gesundheit sowohl das periphere als auch das zentrale Hörsystem negativ beeinflusst, insbesondere bei älteren Erwachsenen.
Tieftonschwerhörigkeit ist ein Indiz für kardiovaskuläre Erkrankungen
Warum diskutieren wir über Herzgesundheit im Zusammenhang mit dem Hören? Eine wachsende Zahl von Forschungsarbeiten führt Experten zu der Überzeugung, dass das Gehör und das Herz eng miteinander verbunden sind. Einige Studien stellen sogar die Hypothese auf, dass ein tieffrequenter Hörverlust ein Prädiktor für eine aktuelle oder drohende Herz-Kreislauf-Erkrankung ist. Eine Tieftonschwerhörigkeit kann also ein Indiz für eine bevorstehende kardiovaskuläre Erkrankung sein.
Aber die Zusammenhänge enden hier nicht. Eine 2011 veröffentlichte Studie entdeckte, dass eine langfristige Belastung durch übermäßigen Lärm am Arbeitsplatz stark mit koronaren Herzkrankheiten (die häufigste Art von Herzkrankheiten), in Verbindung steht.
Die Risiken waren besonders hoch für junge Männer, die rauchen. Zwar ist die genaue Ursache nicht bekannt, aber die Ergebnisse bestätigen die Tatsache, dass unser Herz-Kreislauf-System und unser Hörsystem untrennbar miteinander verbunden sind.
Gemeinsame Risikofaktoren von Hörverlust und Herzerkrankungen
Folgendes ist bekannt: Das Innenohr und seine Funktionen sind aufgrund ihrer geringen Größe besonders anfällig für Veränderungen des Blutflusses. Während also ein gesundes Herz-Kreislauf-System das Gehör durch einen ausreichenden Blutfluss gut versorgt, hemmt ein ungesundes Herz-Kreislauf-System den Blutfluss zum Innenohr und verursacht Veränderungen, die irreversibel sein können. Verengungen in den zum Innenohr führenden Blutgefäßen führen dazu, dass die empfindlichen Haarzellen im Innenohr absterben. Diese Haarzellen regenerieren leider nicht.
Es gibt eine Reihe von Faktoren, die sowohl Ihr Herz-Kreislauf-System als auch Ihr Hörsystem beeinflussen, d.h. das Risiko von Herzerkrankungen und Hörverlust geht Hand in Hand. Zu den größten Risikofaktoren, die beide Erkrankungen gemeinsam haben, gehören:
- Bluthochdruck
- Hoher Cholesterinspiegel
- Rauchen
Rauchen schädigt nicht nur die Blutgefäße, sondern erhöht auch den Blutdruck und verursacht Plaque-Ablagerungen und Verhärtungen in den Arterien, was zu einer zwei- bis viermal höheren Rate an Herzkrankheiten bei Rauchern führt. Und obwohl der direkte Zusammenhang zwischen Rauchen und Hörverlust nicht bekannt ist, weiß man, dass die Auswirkungen des Rauchens auf das Herz-Kreislauf-System das Risiko von Hörverlust erhöhen. Unstrittig ist auch, dass Raucher ein 15 Prozent höheres Risiko für Hörverlust haben als Nichtraucher. Weitere Faktoren, die das Risiko einer Herzerkrankung und eines Hörverlusts erhöhen, sind:
- Diabetes
- Fettleibigkeit
- Schlechte Ernährung
- Inaktivität
- Übermäßiger Alkoholkonsum
Ein weiterer Risikofaktor für Herzerkrankungen und Hörverlust ist Stress. Stress verursacht eine Veränderung im Körper, die als Vasokonstriktion (Gefäßverengung) bekannt ist. Eine Gefäßverengung reduziert den Blutfluss und Sauerstoff zu lebenswichtigen Organen wie dem Herz und dem Hörsystem. Darüber hinaus erhöht Stress die Herzfrequenz, schädigt die Blutgefäße und erhöht den Blutdruck, was alles das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht.
Was können Sie tun?
Bewegung hilft. Obwohl eine sensorineurale Schwerhörigkeit dauerhaft ist, können Sie möglicherweise durch ein ärztlich begleitetes Fitnessprogramm, das kardiovaskuläre Übungen beinhaltet, dazu beitragen, Ihr Gehör zu erhalten. Eine Studie von Forschern der Universität Miami entdeckte eine positive Beziehung zwischen der Hörfähigkeit und Herz-Kreislauf-Übungen. Die Studie wurde mit 102 Nichtraucher-Probanden im Alter von 22-78 Jahren durchgeführt, deren Gehör nach regelmäßigen Sportübungen mit einem Spinning-Fahrrad untersucht wurde. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass Personen mit einem höheren kardiovaskulären Fitness-Level ein besseres Gehör hatten, insbesondere bei über 50-Jährigen.
In einer größeren Studie, die im Juni 2017 im „American Journal of Audiology“ veröffentlicht wurde, stellten Forscher fest, das körperlich aktivere Menschen niedrigere Triglyceridwerte (Fett im Blut) aufwiesen. Hohe Triglyceridwerte traten dagegen häufiger bei Menschen mit Schwerhörigkeit auf. Im Allgemeinen lässt sich festhalten, dass man Herz-Kreislauf-Erkrankungen ernst nehmen sollte, sowohl wegen ihrer lebensbedrohlichen Auswirkungen als auch wegen ihrer Auswirkungen auf andere Lebensbereiche, einschließlich der Hörgesundheit.
Vielleicht denken Sie, dass Sie Ihren Lebensstil erst komplett ändern müssen, um Ihr Herz und Ihr Gehör zu schützen. Aber bereits ein paar kleine Änderungen hier und da können einen Unterschied machen. Hier sind einige einfache Möglichkeiten:
- Ernähren Sie sich gesund, essen Sie mehr Fisch: Thunfisch, Hering und Lachs enthalten Omega-3-Fettsäuren, die das Risiko eines Hörverlustes senken und die Herzgesundheit fördern, indem sie das Risiko von Herzerkrankungen und arterieller Plaquebildung verringern.
- Sport treiben: Bewegung reduziert Fettleibigkeit, verbessert die Herzgesundheit, senkt den Blutdruck, senkt den Cholesterinspiegel und verringert Stress.
- Mit dem Rauchen aufhören
- Reduzierung des Alkoholkonsums
- Mehr Schlaf bekommen
- Häufige Pausen während der Arbeit einlegen, um Stress abzubauen
Eine Schwerhörigkeit sollte nicht für sich allein bewertet und betrachtet werden. Es gibt einfach zu viele Beweise dafür, dass eine Schwerhörigkeit mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderen Gesundheitszuständen zusammenhängt. Sprechen Sie am besten mit Ihrem Hausarzt über dieses Thema.
Was die Forschung über Koffein und Hörverlust?
Sie fragen sich, wie sich der Koffeinkonsum auf Ihr Gehör auswirkt, insbesondere wenn es um Hörverlust und Tinnitus (Ohrensausen) geht? Dieses Thema ist nicht sehr intensiv erforscht, und im Großen und Ganzen scheint der Koffeinkonsum für die Gesundheit des Gehörs insgesamt keine große Rolle zu spielen. Koffein ist eine natürliche Stimulans, die in Kaffee, Tee, Schokolade und vielen Energydrinks sowie in einigen rezeptfreien Erkältungs- und Allergiemedikamenten und Schmerzmitteln enthalten ist.
Es stimuliert das zentrale Nervensystem, verbessert die Durchblutung und die Konzentration und verhindert, dass wir uns nach einer langen Nacht müde fühlen. Studien deuten darauf hin, dass Koffein das Risiko für bestimmte Krebsarten wie Leber-, Mund- und Kehlkopfkrebs sowie für Typ-2-Diabetes, Parkinson und Schlaganfall verringern kann.
Im Großen und Ganzen scheint ein normaler Koffeinkonsum (etwa 2 Tassen Kaffee pro Tag oder weniger) auf lange Sicht keine großen Auswirkungen auf das Gehör zu haben. Da Koffein die Blutgefäße verengt und den Blutdruck verändert und die Durchblutung ein wichtiger Faktor für ein gesundes Gehör ist, haben sich Forscher gefragt, ob es einen Zusammenhang gibt. In einer großen koreanischen Studie wurde kein Zusammenhang festgestellt. Vielmehr wurde festgestellt, dass Menschen, die Kaffee tranken, seltener an Hörverlust litten als Nicht-Kaffeetrinker.
Wie bekomme ich Hilfe?
Forscher vermuten, dass eine tieffrequente Schwerhörigkeit ein Indikator für das Vorhandensein oder die mögliche Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein könnte. Lassen Sie sich von Ihrem Hausarzt oder HNO-Arzt daraufhin untersuchen.
Alle Personen über 40 Jahre sollten jährlich ein Hörtest als Teil einer routinemäßigen körperlichen Untersuchung machen. Verbessern Sie Ihre Gesundheit, indem Sie einen qualifizierten Hörgeräteakustiker in Ihrer Gemeinde aufsuchen und einen Termin vereinbaren.
Wenn ein Hörverlust festgestellt wird, befolgen Sie die Behandlungsempfehlungen Ihres Arztes. Lassen Sie sich mit einem Hörgerät versorgen und tragen Sie dieses am besten jeden Tag.