- Startseite
- Schwerhörigkeit
- Schwerhörigkeit ist ein Frühindikator der Alzheimer-Krankheit
Schwerhörigkeit ist ein Frühindikator der Alzheimer-Krankheit
Wenn bei Ihnen eine Schwerhörigkeit diagnostiziert wurde, Sie aber noch nichts dagegen unternommen haben, sollten Sie sich vielleicht bald in Behandlung begeben. Neue Forschungen der amerikanischen Wisconsin-Madison Universität könnten Ihnen die nötige Motivation dazu geben. Ein unbehandelter, leichter bis mittelschwerer Hörverlust trägt zum kognitiven Verfall bei und kann ein Frühindikator für die Alzheimer-Krankheit sein.
Die Popularität von Spielen wie Sudoku und Online-Programmen wie Lumosity, die das Gehirn herausfordern, zeigen, dass die eigene Gehirngesundheit für viele Menschen ein großes Thema ist. Die Bedeutung einer Schwerhörigkeit und seine Auswirkungen auf das Gehirn werden hingegen oft unterschätzt, auch von Betroffenen selbst.
Schwerhörige Menschen lassen sich im Durchschnitt bis zu 7 Jahre Zeit, bis Sie Ihren Hörverlust behandeln. In dieser Zeit verändert sich das Gehirn und passt sich an den Hörverlust an.
Alzheimer-Krankheit und neue Forschungen
Die Alzheimer-Krankheit, definiert als fortschreitende geistige Verschlechterung, ist die häufigste Ursache für vorzeitige Senilität und tritt typischerweise im mittleren oder hohen Alter auf. Nach Angaben der Alzheimer Association leidet jeder zehnte Mensch über 65 Jahre an Alzheimer-Demenz. Alzheimer ist in Industrieländern die sechst häufigste Todesursache. Tatsächlich ist die Zahl der auf Alzheimer zurückzuführenden Todesfälle seit 2000 um 89 Prozent gestiegen. Die Forscher der Wisconsin-Madison Universität untersuchten Zusammenhänge zwischen kognitivem Verfall und Schwerhörigkeit sowie emotional belastende Lebensereignisse und Veränderungen des Wohnortes.
Die Forscher analysierten Daten aus klinischen Tests, um festzustellen, ob es einen Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und kognitiven Verfall gibt. Der Datensatz umfasste 1500 Teilnehmer mittleren Alters aus dem Wisconsin-Register für Alzheimer-Prävention. Die Studienteilnehmer sind in dem Register, weil sie die Kinder von Menschen mit bestätigter Alzheimer-Krankheit sind. Sie werden seit 2001 regelmäßig auf Ihre kognitive Fähigkeiten hin getestet und unterziehen sich außerdem Gehirnscans, Gehirnwasseruntersuchungen und anderen Tests.
Probanden bei denen am Beginn der Studie ein Hörverlust diagnostiziert worden war, schnitten bei künftigen kognitiven Tests mit höherer Wahrscheinlichkeit schlechter ab und wurden mehr als doppelt so häufig als leicht kognitiv beeinträchtigt eingestuft. Infolgedessen vermuteten die Forscher, dass Schwerhörigkeit ein Indikator für einen zunehmenden kognitiven Verfall bei älteren Erwachsenen sein könnte und dass die Erkennung und Behandlung von Schwerhörigkeit das Risiko potenziell minimiert. Die Forscher präsentierten ihre Ergebnisse auf der internationalen Konferenz der Alzheimer Association in London, dem größten internationalen Treffen, das der Demenzwissenschaft gewidmet ist.
Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und Alzheimer
Schwerhörigkeit und kognitiver Verfall sind eng miteinander verbunden. Viele Studien haben herausgefunden, dass leichte kognitive Beeinträchtigungen, Demenz und Alzheimer bei Menschen mit Schwerhörigkeit häufiger vorkommen. Forscher sind sich allerdings nicht sicher, ob Hörverlust direkt eine Demenz verursacht, aber es ist durchaus plausibel: Altersschwerhörigkeit tritt sehr schleichend auf, in einem Ausmaß, dass viele Menschen es gar nicht bemerken. Das Gehirn muss weniger Informationen verarbeiten und baut kognitive Strukturen im Sinne einer Reorganisation ab.
Wenn man eine unbehandelte Schwerhörigkeit hat, werden Gespräche immer rätselhafter und verwirrender. Bei einem mittleren Hörverlust in den hohen Frequenzbereichen ist es z.B. sehr schwierig Sprache überhaupt noch zu verstehen. Wörter wie „saß“ und „das“ oder „hoch“ und „Oberschenkel“ sind für eine Person mit dieser Art von Hörverlust fast nicht zu unterscheiden.
Schwerhörige Menschen isolieren sich oft sozial, um Situationen zu vermeiden, in denen das Hören herausfordernd und anstrengend ist. Dadurch wird eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt, in der sich eine Person von der Welt um sie herum psychologisch löst. Das Gehirn wird unterstimuliert. Eine These der Kognitionswissenschaften ist, das diese Unterstimulation Demenzerkrankungen wie Alzheimer beschleunigen oder auslösen kann.
Schwerhörigkeit und Auswirkungen auf das Gehirn
Die Vorteile von Hörgeräten für die geistige Gesundheit kann nicht genug betont werden. Studien haben gezeigt, dass sogar frühe Stadien von Hörverlust mit einem kognitiven Verfall verbunden sind. Die Fähigkeit eines Menschen, Sprache zu verstehen, nimmt ab, wenn die Fähigkeit des Gehirns, Schall zu verarbeiten, beeinträchtigt ist.
Die Hörbereiche des Gehirns werden schwächer, und die Bereiche des Gehirns, die für das Denken auf höheren Ebenen notwendig sind, versuchen diesen Verlust zu kompensieren und Funktionen zu übernehmen, für die sie eigentlich nicht zuständig sind. Das Gehirn reorganisiert sich, um sich an die veränderten Bedingungen des Hörverlusts anzupassen. Wenn andere Gehirnbereiche aktiviert werden, um Funktionen des Hörens zu übernehmen, sind sie nicht mehr in der Lage, ihre primären kognitiven Aufgaben zu erfüllen (Denken, Problemlösung, Schlussfolgerungen usw.).
Diese Neuorganisation des Gehirns könnte erklären, warum altersbedingte Schwerhörigkeit so stark mit Demenz und Alzheimer korreliert ist und warum man sie unbedingt behandeln sollte. Schon in den frühen Stadien einer Schwerhörigkeit beginnt das Gehirn, sich neu zu organisieren. Hören ist für die kognitive Gesundheit wichtig. Es ist seit mehreren Jahren bekannt, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Schwerhörigkeit und einem beschleunigten kognitiven Verfall bei älteren Erwachsenen gibt. Die Geschwindigkeit, mit der dies geschieht, ist bei Menschen mit Hörverlust anscheinend schneller. Nicht bekannt sind allerdings die Ursachen.
Menschen mit unbehandelter Schwerhörigkeit meiden soziale Situationen aus Frustration oder Peinlichkeit. Die Forschung zeigt jedoch, dass Gemeinschaft und soziale Situationen eines der besten Mittel sind, um die geistige Gesundheit zu erhalten. Eines der besten Dinge, die man tun kann, ist mit mehreren Freunden in ein volles Restaurant zu gehen. Die Komplexität der Umgebung und das Führen von Gesprächen mit mehreren Menschen ist sehr gesund für das Gehirn. Wenn eine Person zögert, das zu tun, weil sie mit Hörverlust kämpft und es besser machen könnte, wenn sie ein Hörgerät tragen würde, dann sollte sie ein Hörgerät verwenden.
Eine Schwerhörigkeit, die sich wie Demenz anfühlt – ein persönlicher Leserbrief
„In den letzten Jahren, als ich Mitte 60 wurde, begann ich mir Sorgen zu machen. Worte machten für mich nicht mehr so viel Sinn wie in der Vergangenheit. Ich konnte die Stimmen der Menschen hören, aber ich konnte immer weniger von dem verstehen, was sie sagten. Ich fragte mich, ob Demenz auf diese Weise entsteht. Ich war mir nicht sicher, ob mein Problem Hörverlust oder geistiger Verfall war. Als ich später Hörgeräte bekam, fühlte es sich an, als würde mein Gehirn Bereiche reaktivieren, die aufgrund meines Hörverlusts jahrelang geschlummert und geschlafen hatten. Ich bemerkte sofort, dass ich mehr Laute von den Stimmen der Leute wahrnehmen konnte, aber nicht unbedingt alles, was sie sagten. Nach ein paar Tagen verbesserte sich das, und ich war in der Lage, mehr Worte und Sprache zu verstehen. Es war fast so, als ob ein Teil meines Gehirns wieder online wäre und lernen würde, wie man diese Töne, die es plötzlich empfing, wahrnimmt und interpretiert. Plötzlich hörte ich alle möglichen Umgebungsgeräusche um mich herum. Vögel, Zugpfeifen in der Ferne, Insekten usw. Es war jedoch kein Geräuschklumpen, ich hörte jedes Geräusch klar und deutlich.“
Vorteile von Hörgeräten für die geistige Gesundheit
Das Gehirn ist bei jedem Mensch so einzigartig wie ein Fingerabdruck und ein entscheidender Teil des Hörens. Sie hören und interpretieren Klänge anders als jeder andere Mensch. Das Gehirn nutzt die Ohren, um sich zu orientieren und sich bewusst zu machen, was in der Umwelt geschieht. Deshalb ist die Kognition ein entscheidender Teil des Hörmechanismus, ohne Verstehen ist Hören nicht möglich.
Eine Langzeitstudie der französischen Universität Bordeaux, untersuchte die allgemeinen Auswirkungen der Gehirnalterung. An der Studie nahmen 3670 Erwachsene im Alter von mindestens 65 Jahren über einen Zeitraum von 25 Jahren teil. Erstaunlicherweise stellten die Forscher fest, dass diejenigen, die Hörgeräte benutzten, kein höheres Risiko für Demenz hatten als Personen mit normalem Gehör.
Im Gegensatz dazu hatten Menschen mit einer unbehandelten Schwerhörigkeit signifikant schlechtere Ergebnisse in Tests, mit denen kognitive Funktionen und Fähigkeiten gemessen wurden. Die Ergebnisse der Studie zeigen, wie wichtig die Behandlung von frühem Hörverlust ist. Die Verwendung von Hörgeräten kann das Risiko von Demenz verringern. Menschen, die schwerhörig sind, aber ein Hörgerät benutzen, sind nicht stärker von Demenz bedroht als Menschen mit normalem Gehör. Hörgeräte wirken wie ein Schutzmechanismus gegen einen beschleunigten Verlust der kognitiven Fähigkeiten.
Die Ergebnisse der Studie haben das Potenzial, die Art und Weise zu verändern, wie Menschen den Gebrauch von Hörgeräten sehen, und können mehr Menschen dazu zu motivieren, in Sachen Hörgesundheit aktiv zu werden.
Früherkennung ist der Schlüssel
Die meisten Hörgeräteakustiker sind sich einig, dass die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Schwerhörigkeit der Schlüssel zur Minimierung des Risikos ist. Eine Schwerhörigkeit kann neben Demenz, auch zu Depressionen und sozialer Isolation führen. Eine Studie der französischen Forscherin Isabelle Mosnier aus dem Jahr 2015 ergab, dass Cochlea-Implantate älteren Patienten (65-85) nicht nur bei Ihrer Schwerhörigkeit helfen, sondern auch ihr Gedächtnis und Denken verbessern.
Andere Studien zeigen, dass Hörgeräte viele gesundheitliche Vorteile mit sich bringen, darunter eine Verbesserung der Lebensqualität und emotionalen Gesundheit, eine Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten und sozialen Beziehungen in der Familie und am Arbeitsplatz, sowie ein stärkeres Gefühl der Unabhängigkeit. Eine sehr umfangreiche Studie aus dem Jahr 2019, die Daten von mehr als 115.000 Menschen untersuchte, zeigte, dass Hörgeräteträger im Vergleich zu Gleichaltrigen mit unbehandeltem Hörverlust seltener an Depressionen, kognitiven Problemen und Stürzen, die Verletzungen verursachen, erkranken.
Viele Menschen bringen das Älterwerden mit dem Verlust geistiger Fähigkeiten in Verbindung. Diesen Verlust kann man durch Hörgeräte zumindest verlangsamen. Die Fähigkeit, mit der Familie und mit Freunden kommunizieren zu können, ist ein wichtiger Grund, sich ein besseres Hörvermögen zu wünschen. Wenn Sie vermuten, dass sich Ihr Gehör verschlechtert hat, sollten Sie nicht warten. Vereinbaren Sie einen Termin mit einem Hörgeräteakustiker aus unserem umfangreichen Online-Verzeichnis.