- Startseite
- Schwerhörigkeit
- Kann ein plötzlicher Hörverlust einen Schlaganfall vorhersagen?
Kann ein plötzlicher Hörverlust einen Schlaganfall vorhersagen?
Im Sommer 2008 veröffentlichte die American Heart Association eine Zusammenfassung einer umfangreichen Studie, in der ein Zusammenhang zwischen plötzlichem sensorineuralem Hörverlust und Schlaganfall hergestellt wurde. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein plötzlicher Hörverlust ein frühes Anzeichen für einen Schlaganfall sein kann und ein zerebrovaskuläres Ereignis (Schlaganfall) bis zu zwei Jahre später vorhersagt.
Die in Taiwan durchgeführte Studie zeigte einen klaren Zusammenhang zwischen dem Auftreten von plötzlichem Hörverlust und Schlaganfall. Die Studie lief über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren und begleitete 1.423 Patienten, die wegen unerklärlicher, akuter, plötzlicher Schwerhörigkeit ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Ebenfalls in die Studie als Kontrollgruppe und zu Vergleichszwecken einbezogen waren 5.692 Patienten.
Bei der Gruppe mit schwerem Hörverlust war die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls innerhalb von zwei Jahren nach dem plötzlichen Hörverlust, um mehr als 150% höher als bei der Vergleichsgruppe. Diese Zahl liegt weit außerhalb der Fehlergrenze, was bedeutet, dass die Ergebnisse tatsächlich einen starken Zusammenhang zwischen plötzlichem Hörverlust und einem Schlaganfall belegen.
Was ist ein Schlaganfall?
Das menschliche Gehirn benötigt Sauerstoff und Nährstoffe, um richtig zu funktionieren. Dieser Sauerstoff und diese Nährstoffe werden von großen Blutgefäßen an das Gehirn abgegeben. Wenn Sie zwei Finger auf die untere Seite Ihres Halses legen, spüren Sie, wie das Blut durch die Gefäße fließt. Stellen Sie sich nun vor, eines dieser wichtigen Blutgefäße würde durch Plaque, Cholesterin oder ein Blutgerinnsel aus einem anderen Körperteil verstopft. Was geschieht?
Innerhalb von 60 Sekunden beginnen die Gehirnzellen zu sterben. Und je länger das Gehirn eines Schlaganfallsopfers ohne Sauerstoff auskommt, desto mehr Hirnschäden sind zu erwarten. Deshalb müssen Schlaganfallopfer oft lernen, wieder zu sprechen, zu gehen und einfache Alltagsaufgaben zu erledigen. Die Gehirnzellen, in denen diese Informationen gespeichert waren, sterben an Sauerstoffmangel.
Die Auswirkungen eines Schlaganfalls können begrenzt sein. Viele Patienten erholen sich wieder und können ein langes, glückliches, gesundes und produktives Leben führen. Manche Schlaganfälle enden tödlich, je nachdem, welche Teile des Gehirns betroffen sind, welches Alter der Patient hat und wie die allgemeine Gesundheit ist. Ein fitter, gesunder Mensch überlebt einen Schlaganfall mit geringeren Auswirkungen als ein übergewichtiger, gesundheitlich angeschlagener Mensch.
Ergebnisse müssen mit Sorgfalt interpretiert werden
Bisher gab es keine Studie, die das Risiko von zerebrovaskulären Erkrankungen untersucht hat, die sich nach dem Einsetzen eines plötzlichen sensorineuralen Hörverlusts entwickeln. Da dies das erste Mal ist, und die Daten viele Einschränkungen aufweisen, müssen die Ergebnisse vorsichtig interpretiert werden, bis weitere unabhängige Studien durchgeführt werden. Da es keine medizinisch akzeptierte Definition von plötzlichem Hörverlust gibt, sind die während der Studie erhobenen Daten begrenzt aussagekräftig.
Zudem wurden keine Informationen über den Schweregrad des Hörverlusts, den Tabakkonsum, den Body-Mass-Index, die Krankengeschichte der Herz-Kreislauf-Erkrankung und mögliches Vorhofflimmern, die alle das Schlaganfallrisiko erhöhen, erhoben. Mit anderen Worten, die Daten sind in Bezug auf andere Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls beeinflussen, unvollständig.
Zusammenhang zwischen Herzgesundheit und Hörverlust
Herzkrankheiten sind die häufigsten Todesursachen bei Männern und Frauen. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen können eine Vielzahl von medizinischen Problemen haben, die sich auf die Struktur und die Gefäße des Herzens auswirken. Zu den häufigsten Arten gehören solche, die Gefäße verengen oder blockieren, was zu Brustschmerzen oder einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führt. Andere sind solche, die die Muskeln, Klappen oder den Rhythmus Ihres Herzens beeinflussen.
Ungefähr ein Deutscher pro Minute stirbt an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Herzerkrankungen sind zudem die häufigste Todesursache bei Frauen. Eine alarmierende Anzahl von Deutschen versteht jedoch nicht, wie ernst die Bedrohung durch Herzkrankheiten für sie persönlich ist oder wie eng sie mit anderen Gesundheitszuständen wie unserem Gehör verbunden ist.
Was hat Ihre Herzgesundheit mit Ihrem Gehör zu tun? Es dreht sich alles um die Durchblutung. Studien haben gezeigt, dass eine gute Durchblutung eine wichtige Rolle bei der Erhaltung einer guten Hörgesundheit spielt. Umgekehrt kann eine unzureichende Durchblutung des Innenohrs zu einem Hörverlust führen.
Das liegt daran, dass die empfindlichen Haarzellen in der Cochlea auf eine gute Durchblutung angewiesen sind. Die Haarzellen wandeln die von Ihren Ohren aufgenommenen Geräusche in elektrische Impulse um, damit das Gehirn sie als erkennbaren Klang interpretieren kann. Eine schlechte Durchblutung entzieht diesen Haarzellen den benötigten Sauerstoff und führt zu Schäden oder strukturellen Zerstörungen. Da sich diese Haarzellen nicht regenerieren, kommt es zu einem dauerhaften Hörverlust.
In einer Studie, die 2010 im American Journal of Audiology veröffentlicht wurde, wurden die in den letzten 60 Jahren durchgeführten Forschungsarbeiten zur kardiovaskulären Gesundheit und ihrem Einfluss auf die Hörgesundheit untersucht. Die Ergebnisse bestätigen, dass eine Beeinträchtigung der kardiovaskulären Gesundheit sowohl das periphere als auch das zentrale Gehörsystem beeinträchtigt, insbesondere bei älteren Erwachsenen.
Obwohl eine Schallempfindungsschwerhörigkeit dauerhaft ist, können Sie Ihr verbliebenes Gehör möglicherweise erhalten, indem Sie ein von Ihrem Arzt genehmigtes Fitnessprogramm absolvieren, das auch ein Herz-Kreislauf-Training beinhaltet, insbesondere wenn Sie übergewichtig sind.
Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls erhöhen
Zu einem Schlaganfall kommt es, wenn die Blutzufuhr zum Gehirn aus irgendeinem Grund unterbrochen wird, wodurch dem Gehirn der dringend benötigte Sauerstoff entzogen wird. Wenn ein Schlaganfall in den Bereichen des Gehirns auftritt, die für das Hören und das Gleichgewicht zuständig sind, kann der Schlaganfall zu Hörstörungen, Schwindel und anderen Gleichgewichtsstörungen führen.
Wenn ein Schlaganfall den Schläfenlappen des Gehirns betrifft, kann es zu langfristigen negativen Veränderungen des Hörvermögens kommen. Dazu gehören Schwierigkeiten beim Erkennen von gesprochenen Wörtern oder Geräuschen und die Wahrnehmung, dass normale Geräusche ungewöhnlich oder fremd sind. In seltenen Fällen können Betroffene auch „auditive Halluzinationen“ haben, bei denen sie Dinge hören, die nicht existieren. Welche Risikofaktoren führen dazu, das die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls höher ist?
- Zunehmendes Alter (je älter Sie sind, desto wahrscheinlicher können Sie einen Schlaganfall bekommen).
- Männer erleiden in ihrem Leben mit größerer Wahrscheinlichkeit einen Schlaganfall als Frauen.
- Afroamerikaner erleiden mit größerer Wahrscheinlichkeit einen Schlaganfall als andere Rassen und ethnische Gruppen.
- Menschen, bei denen Schlaganfälle in der Familie aufgetreten sind, sind einem höheren Risiko ausgesetzt.
- Menschen mit hohem Blutdruck (Hypertonie) haben eine erhöhte Anfälligkeit.
- Diabetiker haben ein höheres Risiko.
- Rauchen erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls massiv und wird auch mit Hörverlust in Verbindung gebracht.
- Ein hoher Cholesterinspiegel erhöht das Risiko für einen möglichen Schlaganfall.
- Fettleibigkeit ist ein beitragender Faktor.
- Herzkrankheiten oder ein früherer Herzinfarkt sind ebenfalls Risikofaktoren
Obwohl ein sensorineuraler Hörverlust dauerhaft ist, können Sie zur Erhaltung Ihres restlichen Hörvermögens beitragen, indem Sie ein von Ihrem Arzt genehmigtes Herz-Kreislauf-Training absolvieren. Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen Hörfähigkeit und Herz-Kreislauf-Training. Personen mit höherer kardiovaskulärer Fitness haben ein besseres Hörvermögen, insbesondere Personen ab 50 Jahren. Diejenigen, die körperlich aktiv sind, zeigen zudem niedrigere Triglyceridspiegel (Fett im Blut). Hohe Triglyceridspiegel sind mit Hörverlust verbunden.
Symptome und Warnzeichen für Schlaganfall
Ein plötzlicher Hörverlust ist ein beängstigendes Phänomen und entsteht oft ohne eine erkennbare Ursache. Wenn Sie einen plötzlichen, akuten Hörverlust haben, suchen Sie so bald wie möglich Ihren Arzt oder das nächste medizinische Zentrum auf, um sich behandeln zu lassen.
Wenn eines dieser ungeklärten Symptome bei Ihnen auftritt, suchen Sie sofort einen Arzt auf:
- Plötzliche Schwäche in Armen und Beinen
- Gefühlsverlust auf einer Seite des Gesichts
- Blindheit auf einem Auge
- Unfähigkeit zu hören oder zu verstehen, was gesagt wird
- Schwindel oder Gleichgewichtsverlust
- Starke Kopfschmerzen
Es gibt keine Standardbehandlung für plötzlichen Hörverlust, die meisten Ärzte behandeln jedoch mit Steroiden. Wenn Sie an plötzlichen Hörverlust leiden, sollte Ihr Arzt auch Ihr Schlaganfallrisiko untersuchen. Denken Sie daran, dass Ihr Schlaganfallrisiko bei plötzlichem Hörverlust um 150% höher ist.
Einem Schlaganfall vorbeugen
Es gibt Hinweise darauf, dass Menschen, die einen plötzlichen Hörverlust auf einem Ohr erleiden, ein erhöhtes Risiko haben, innerhalb der nächsten Jahre nach dem Hörverlust einen Schlaganfall zu erleiden. Die Gründe für den plötzlichen Hörverlust sind nur unzureichend erforscht, aber man vermutet, dass eine Ursache in einer Unterbrechung der Blutzufuhr in dem Teil des Gehirns liegen könnte, der für das Hören zuständig ist. Wenn Sie einen Hörsturz erlitten haben, sollten Sie mit Ihrem Arzt über Ihr Risiko für Herzkrankheiten oder Schlaganfälle sprechen.
Wir alle können viel tun, um die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls zu verringern. Hier sind einige Tipps und Maßnahmen, um Sie länger gesund und fit zu halten.
- Lassen Sie sich regelmäßig von Ihrem Arzt untersuchen. Ihr Arzt kann oft frühzeitige Warnsignale für einen möglichen Schlaganfall erkennen.
- Ernähren Sie sich fettarm
- Überprüfen Sie Ihre Familiengeschichte
- Abnehmen. Versuchen Sie Ihr ideales Körpergewicht zu erreichen, indem Sie sich gesünder und fettarmer ernähren.
- Hören Sie mit Rauchen auf
- Überprüfen Sie regelmäßig Ihren Blutdruck.
- Lassen Sie Ihren Cholesterinspiegel regelmäßig überprüfen.
- Bewegen Sie sich. (nach WHO Empfehlung sollten Sie 10.000 Schritte pro Tag gehen)
- Nehmen Sie alle von Ihrem Arzt verschriebenen Medikamente ein. Wenn Sie ungewöhnliche Nebenwirkungen bemerken, wenden Sie sich umgehend an Ihren Arzt oder Ihre Apotheke.
Ein Schlaganfall kann Ihre Lebensqualität und die Ihrer Familie stark beeinträchtigen. Und je länger Sie sich gut ernähern und viel bewegen, desto besser sind Ihre Chancen, keinen Schlaganfall zu bekommen. Es ist nie zu spät, um Ihre Gesundheit zu verbessern.
Herzerkrankungen und Tinnitus
Abnormale Blutgefäße, verengte Arterien, verhärtete Arterien und andere vaskuläre Probleme können eine bestimmte Art von Tinnitus (Ohrensausen) verursachen, die sich wie ein Herzschlag anhört und als pulsierender oder objektiver Tinnitus bezeichnet wird. Wenn Sie von dieser Art von Tinnitus betroffen sind, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen. Manchmal ist er harmlos, manchmal ist er ein Anzeichen für eine sich verschlimmernde Herzerkrankung.