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Leben mit Schwerhörigkeit – Wie gehen die meisten Menschen damit um

Die Hörfähigkeit eines Menschen hat Einfluss auf dessen Kommunikationsmöglichkeiten. Wenn Ihre Schwerhörigkeit dazuführt, dass Sie im Alltag nur noch kurz mit Ihrer Familie, mit Freunden oder Kollegen kommunizieren, führt dies zu einer starken Einschränkung des sozialen Lebens. Bleibt Ihre Schwerhörigkeit unbehandelt leidet Ihre Lebensqualität. Hinzu kommen Aspekte, die die Sicherheit betreffen, zum Beispiel bei der Teilnahme am Straßenverkehr.

Hörgeräte Beratung

Kommunikation bestimmt unseren Alltag. Wenn eine Schwerhörigkeit diese Kommunikation beeinträchtigt, hat dies Auswirkungen auf das ganze Leben. Der Kontakt zu Familie, zu Freunden oder Kollegen fällt zunehmend schwerer, was zu Vereinsamung und Isolation führen kann.

Leben mit Schwerhörigkeit© Syda Productions / Shutterstock

Der Zusammenhang zwischen einem intakten Gehör und einer guten Lebensqualität wird vielen Menschen erst bewusst, wenn sie mittelbar oder unmittelbar mit den Folgen Ihrer Schwerhörigkeit konfrontiert werden. Die Ehe ist in die Brüche gegangen, ehemals gute Freunde rufen nicht mehr an, man verlässt das Haus nicht mehr. Ein Leben mit unbehandelter Schwerhörigkeit ist nicht erstrebenswert und eine schnelle Behandlung des Hörverlusts daher unvermeidlich.

Hörgeräte sind dabei keine Therapie-Form, die auf eine Heilung der Erkrankung abzielen. Auch mit einem Hörgerät hat man weiterhin ein Hördefizit, die Auswirkungen des Hörverlusts sind allerdings deutlich geringer. Eine normale Kommunikation wird wieder möglich, die Lebensqualität steigt und auch das Verletzungsrisiko bei der Teilnahme am Straßenverkehr sinkt. Die Gewöhnung an Hörgeräte fällt leichter, wenn man den Hörverlust schnell behandeln lässt. Sobald Sie Hörprobleme bei sich feststellen, sollten Sie einen HNO-Arzt aufsuchen.

Hörgeräte haben, anders als Brillen, noch immer ein eher schlechtes Image. Hiervon sollten Sie sich nicht irritieren lassen. Moderne volldigitale Hörgeräte erreichen ein beeindruckendes Leistungsniveau. Sie können Ihr Hörvermögen zwar nicht vollständig wiederherstellen, ermöglichen Ihnen aber ein fehlerfreies Sprachverständnis und Gespräche ohne Kommunikationsstörungen. Gehen Sie offensiv mit Ihrer Hörschwäche um und lassen Sie diese behandeln.

Woran Sie eine leichte Schwerhörigkeit erkennen

Wenn es um Gesundheitsprobleme geht, insbesondere bei Männern, muss es erst richtig schlimm sein, bevor „Mann“ zum Arzt geht. Deswegen gibt es auch das Sprichwort. „Adam, weniger krank, schneller tot.“ Wie ernst muss also eine Schwerhörigkeit sein, bevor Sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen? Wenn Sie einen leichten Hörverlust haben, denken Sie vielleicht, dass es nicht ernst ist und Sie es zumindest vorerst ignorieren können.

Ein leichter Hörverlust wird als Hörschwelle definiert, die über bestimmte Frequenzen oder Tonhöhen zwischen 26 und 40 Dezibel (dB) liegt. Schwerhörigkeit bedeutet nicht nur, dass Geräusche nicht laut genug sind. Oft können schwerhörige Menschen, Geräusche nicht klar genug hören z.B. Konsonantentöne. Menschen mit leichtem Hörverlust haben oft den Eindruck, dass sie normal hören können, aber Gespräche nicht klar verstehen.

Wenn Sie einen leichten Hörverlust haben, verstehen Sie die schwierigsten Sprachtöne – Konsonantentöne wie „f“ und „th“ oder „k“ und „p“ – während eines Gesprächs höchstwahrscheinlich nicht. Das bedeutet, dass Sie nur schwer zwischen Wörtern unterscheiden können. Zum Beispiel kann das Wort „Tod“ wie „taub“ klingen. Eine schlechte Raumakustik, störende Hintergrundgeräusche oder ein leise sprechender Gesprächspartner können große Herausforderungen für Sie darstellen.

Wahrgenommenes Handicap

Wenn Sie also wissen, dass Sie eine leichte Schwerhörigkeit haben oder Symptome eines Hörverlusts bemerken, woher wissen Sie dann, ob Sie sich behandeln lassen sollten? Die kurze Antwort ist, es kommt darauf an. Schwerhörigkeit ist nicht immer schwarz oder weiß. Wenn Sie zwei Personen mit identischen Hörtestergebnissen und gleichem Hörverlust vergleichen, kann einer von ihnen über erhebliche Schwierigkeiten im Alltag berichten, während der andere den Hörverlust überhaupt nicht bemerkt. Dies wird oft als „wahrgenommenes Handicap“ bezeichnet. Die Selbstwahrnehmung einer Hörbehinderung ist der Hauptfaktor bei der Entscheidung, eine Behandlung mit Hörgeräten vorzunehmen.

Die subjektiv wahrgenommene Behinderung kann für Menschen, auch bei einer leichten Schwerhörigkeit, hoch sein. Ein Faktor dabei sind soziale und berufliche Anforderungen, der Lebensstil und Kommunikationserfordernisse. Zum Beispiel kann jemand, der häufige Besuche mit Familie und Freunden hat und gerne Zeit in Restaurants oder im Theater verbringt, das Gefühl haben, dass eine leichte Schwerhörigkeit ihn stark benachteiligt, so dass das wahrgenommene Handicap dieser Person sehr hoch ist. Auf der anderen Seite möchte jemand, der einen weniger aktiven Lebensstil hat, bei dem nur selten Kontakte gepflegt werden, einfach seine Lieblingsfernsehprogramme hören, ohne sich anzustrengen. Eine leichte Schwerhörigkeit führt kaum zu Beeinträchtigungen. Andere weniger offensichtliche Faktoren, die bei der Frage, ob man eine Schwerhörigkeit behandeln lässt, eine Rolle spielen, sind der Familienstand und der allgemeine Gesundheitszustand.

Wenn Sie sich fragen, ob Sie Hörgeräte benötigen, sollten Sie sich fragen, wie groß Ihr wahrgenommes Handicap ist. Nur Sie, wissen, wie sich Ihre Schwerhörigkeit auf Sie auswirkt. Seien Sie ehrlich zu sich selbst, eventuell fühlen Sie sich stärker beeinträchtigt, als Sie es zugeben möchten. Bei einem Hörtest interessiert sich Ihr Hörgeräteakustiker nicht nur für Ihr Hörvermögen, sondern stellt Ihnen auch Fragen, um herauszufinden, wie belastend Ihr Hörverlust für Sie ist. Durch ein sorgfältiges Gespräch mit dem Akustiker können sie herausfinden, wie groß das Handicap für Sie ist. Einige Anbieter verwenden sogar formale Tests und Fragebögen, um das wahrgenommene Handicap möglichst objektiv zu erfassen. Möglicherweise benötigen Sie noch keine Hörgeräte, aber es ist wichtig, dass Sie Ihren Hörverlust bei einem HNO-Arzt untersuchen lassen.

Hörgeräte bei leichter Schwerhörigkeit

Menschen mit leichter Schwerhörigkeit und stark wahrgenommener Beeinträchtigung sind häufig gute Kandidaten für ein Hörgerät. Die Hörgerätetechnologie hat seit den letzten 10 Jahren einen langen Weg zurückgelegt, und die Geräte von heute sind elegant, stilvoll und für jeden Schweregrad eines Hörverlust anpassbar. Hörgeräte gibt es für jeden Lebensstil und jedes Budget.

Schwerhörigkeit© Bernafon.de

Wenn Sie nur eine leichte Schwerhörigkeit haben, steht Ihnen eine größere Auswahl an Hörgerätetypen und -stilen zur Verfügung als bei einer Person, deren Hörverlust weit fortgeschritten und schwer oder hochgradig ausgeprägt ist. Möglicherweise können Sie auch kleine Im-Ohr-Hörgeräte tragen. Da Ihre Hörgeräte nicht so viel Ton ausgeben müssen d.h. keine so starke Verstärkung benötigen, müssen die Batterien weniger häufig gewechselt werden als bei leistungsstarken HdO-Geräten.

Hansaton Hörgeräte © Hansaton

Menschen, die eine Schwerhörigkeit bei sich wahrnehmen, warten durchschnittlich 7 Jahre, bis sie sich mit Hörgeräten behandeln lassen. Während dieser Zeit nimmt der Hörverlust zu und das Gehirn „vergisst“, wie man richtig hört. Menschen, die zu lange zögern, bauen kognitive Strukturen ab, die für das Verstehen von Sprache notwendig sind. Wenn Sie eine leichte Schwerhörigkeit haben, haben Sie die besten Chancen, jetzt und in Zukunft mit Hörgeräten erfolgreich rehabilitiert zu werden.

Tipps zum Umgang mit Hörgeräten

Unabhängig davon, ob Sie Hörgeräte benötigen oder nicht, gibt es bestimmte Dinge, die Ihnen in Ihrem täglichen Leben mit leichter Schwerhörigkeit helfen können.

  • Seien Sie Ihr bester Anwalt. Arbeiten Sie daran, andere über Ihre Schwerhörigkeit zu informieren. Kommunizieren Sie selbstbewusst und höflich Ihre Bedürfnisse. Andere werden Ihre Bemühungen schätzen.
  • Probieren Sie Assistive Hörgeräte (auch Assistive Listening Devices oder ALDs) aus. Es gibt eine Reihe von erschwinglichen Hörverstärkern, mit denen Sie in bestimmten Hörsituationen besser hören können. Mit drahtlosen TV Kopfhörern, können Sie beispielsweise Ihre Lieblingssendungen wieder genießen. Mit Bildunterschriften versehene Telefone erleichtern Ihre Telefongespräche erheblich.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Chef. Es ist wichtig, dass Sie offen über Ihren Hörverlust sprechen, auch und gerade bei der Arbeit. Eine unbehandelte Schwerhörigkeit kann sich negativ auf Ihr Gehalt auswirken. Wenn Sie Ihre Kollegen jedoch aufklären und sicherstellen, wie Sie am besten mit Ihnen kommunizieren können, sind Sie wieder auf einer Augenhöhe. Darüber hinaus ist Ihr Arbeitgeber verpflichtet, angemessene Vorkehrungen für Sie zu treffen, wenn Sie hörbehindert sind. Informieren Sie sich über Ihre Rechte und sprechen Sie mit Ihrem Chef.
  • Finden Sie heraus, was bei Ihnen funktioniert. Wenn Sie einen leisen Tisch in einem Restaurant benötigen, fragen Sie den Gastgeber danach. Wenn Sie möchten, dass Ihr Partner Sie ansieht und sich im gleichen Raum aufhält, bevor er spricht, sagen Sie es ihm. Gehen Sie frühstmöglich zu Vorträgen oder Besprechungen, damit Sie sich den besten Platz sichern können.
  • Kampf gegen die Müdigkeit. Eine leichte Schwerhörigkeit kann sich derart auswirken, dass es für Sie anstrengend ist, zuzuhören. Das kann subtil sein und passieren, ohne das Sie es bemerken. Im Laufe eines Tages kann dies zu geistiger Erschöpfung und zu Angstzuständen führen. Integrieren Sie deshalb Pausen in Ihren Tag mit viel Stille oder versuchen Sie kurze Meditationspausen einzulegen, um sich geistig zu erfrischen und neu zu konzentrieren.

Auch wenn Sie noch keine Hörgeräte benötigen, ist es wichtig, das Fortschreiten Ihrer Schwerhörigkeit zu überwachen. Machen Sie deshalb jährlich einen Hörtest bei einem HNO-Arzt. Tun Sie es für sich und Ihre Familie, Freunde und Kollegen.

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