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Handys und Tinnitus: Verursacht Handystrahlung Ohrgeräusche?
Als Tinnitus wird eine Erkrankung bezeichnet, bei der Mensch Geräusche wahrnimmt, die von außen oder für andere Personen nicht wahrnehmbar sind. Das Pfeifen im Ohr, die Form des Tinnitus, die am häufigsten auftritt, ist für Betroffene eine erhebliche Belastung. Eine Studie hat nun nachgewiesen, dass zwischen Tinnitus und Handystrahlung eine Korrelation besteht. Die Nutzer eines Handys leiden demnach statistisch gesehen wesentlich häufiger unter Ohrgeräuschen.
Ohrgeräusche wie ein Pfeifen werden auch als Tinnitus bezeichnet. Solche Geräusche sind von außen oder für andere Personen nicht wahrnehmbar, für die betroffenen Personen jedoch eine erhebliche Belastung.
Eine Studie in Occupational and Environmental Medicine verweist nun auf eine Korrelation von Tinnitus und Handy-Nutzung. Die Nutzer eines Handys leiden demnach statistisch gesehen wesentlich häufiger unter Ohrgeräuschen. Der Anteil der Menschen, die allgemein unter einem Tinnitus leiden, wird auf 10 bis 15 Prozent geschätzt.
Bei der Studie von Michael Kundi vom Institut für Psychologische Grundlagenforschung an der Universität Wien wurde ermittelt, dass Nutzer eines Handys bis zu 37 Prozent häufiger an Ohrgeräuschen leiden. Handy-Nutzer, die besonders viel telefonieren, sind noch stärker betroffen. So tritt der Tinnitus laut den Studienergebnissen bei Personen, die täglich mehr als zehn Minuten mit einem Handy telefonieren 71 Prozent häufiger auf. Gleichermaßen verdoppelt sich das Risiko bei langjähriger Handy-Nutzung (über vier Jahre). An der Studie haben 100 Tinnitus-Patienten und 100 vergleichbare Probanden ohne Ohrgeräusche teilgenommen.
Weshalb die Handy-Nutzung Einfluss auf die Entstehung eines Tinnitus haben kann, ist wissenschaftlich noch ungeklärt. Wissenschaftler vermuten, dass der Tinnitus im Innenohr und im Gleichgewichtsorgan entsteht. Die Strahlung des Handys könnte hier einen negativen Einfluss haben. Kritiker sehen den Zusammenhang von Tinnitus und Handy durch die Studie indes noch nicht als erwiesen an. Unter Anderem wird bemängelt, dass die Untersuchungsergebnisse im Wesentlichen auf den Selbstauskünften der Probanden basieren.
Jahrelange Handystrahlung kann das Tinnitus-Risiko verdoppeln
Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage leiden nahezu 15 Prozent der Deutschen an störenden Ohrgeräuschen, medizinisch auch Tinnitus genannt. Bei dem Tinnitus handelt es sich um ein Symptom, das häufig in Verbindung mit einer Schwerhörigkeit eintritt oder durch einen sogenannten Hörsturz hervorgerufen werden kann. Nach neuen Studien des Instituts für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien, kann auch der jahrelange Gebrauch eines Mobiltelefons zu einem Tinnitus führen. Laut der Fall-Kontroll-Studie, die in dem bekannten britischen Fachmagazin Occupational and Environmental Medicine veröffentlicht wurde, erhöht sich das Tinnitus-Risiko bei einer mehr als 10-minütigen Handynutzung pro Tag um mehr als 70 Prozent.
Darüber hinaus zeigt die Studie der österreichischen Forscher um Doktor Hans-Peter Hutter, dass Mobilfunknutzer zu 37 Prozent häufiger an einem Tinnitus leiden als Personen die das Handy nur sehr selten oder gar nicht nutzen. Bei Menschen, die seit mehr als vier Jahren sehr häufig mit dem Handy telefonieren – und das in den meisten Fällen an immer demselben Ohr – verdoppelt sich das Risiko sogar nochmals. Als Grund für das erhöhte Risiko nennen die Wissenschaftler die sogenannten emittierten Mikrowellen, die von Mobiltelefonen ausgestrahlt werden und sowohl auf das Innenohr als auch auf das Gleichgewichtsorgan einwirken.
Studie der Medizinischen Universität Wien zum Zusammenhang zwischen Handystrahlung und Tinnitus
Für die Fall-Kontroll-Studie unter der Leitung von Doktor Hans-Peter Hutter wurden 100 Personen die bereits unter dem Symptom Tinnitus leiden, sowie eine Kontrollgruppe aus ebenfalls 100 Personen ohne Tinnitus in die HNO-Ambulanz der Universitätsklink eingeladen. Alle Teilnehmer der Studie mussten dann einen speziellen Fragebogen zur Handynutzung ausfüllen, der an die sogenannte Interphone-Studie der Weltgesundheitsorganisation (kurz WHO) angeglichen war. Darüber hinaus wurde auch der Wohnort der Studienteilnehmer in das spätere Ergebnis mit einbezogen.
Im nächsten Schritt wurden die Ergebnisse der Studie von den Wissenschaftlern der Medizinischen Universität Wien analysiert und statistisch ausgewertet. Daraus geht hervor, dass das Tinnitus-Risiko signifikant ansteigt, je häufiger die Testpersonen ein Handy nutzen. Darüber hinaus kann auch die Dauer der Gespräche für ein erhöhtes Risiko sorgen. So errechneten die österreichischen Wissenschaftler, dass bereits bei einer Handystrahlung von 10 Minuten oder mehr pro Tag das Tinnitus-Risiko um bis zu 70 Prozent ansteigt. Laut Hans-Peter Hutter war die Studie zwar nur relativ klein angelegt, doch aufgrund der methodischen Durchführung kann diese Studie durchaus als aussagekräftig angesehen werden.
Deutsche Studie findet keine Verbindung zwischen Handystrahlung und Tinnitus
Neben der österreichischen Studie wurde auch in Deutschland ein vergleichbares Forschungsprojekt durchgeführt. Das sogenannte Deutsche Mobilfunk-Forschungsprogramm zeigte jedoch, dass eine Verbindung zwischen Handystrahlung und einem daraus resultierenden Tinnitus ausgeschlossen werden kann. Allerdings untersuchten die Forscher dazu keine Menschen, sondern testeten die Strahleneinwirkung nur bei Tieren. Das Ergebnis der Studie: bei keinem der Tiere konnte nach den Versuchen eine Einschränkung der Hörfähigkeit festgestellt werden. Da sich die Anatomie des Ohres und der Aufbau des Innenohres zwischen Mensch und Tier unterscheiden, ist diese Forschungsarbeit allerdings nicht aussagekräftig genug, um einen Zusammenhang zwischen Mobiltelefonen und einem Tinnitus tatsächlich widerlegen zu können.
Welche Faktoren führen zu einer Erhöhung des Tinnitus-Risikos?
Geht es nach den österreichischen Wissenschaftlern des Institutes für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien, könnten mehrere Faktoren für eine Erhöhung des Tinnitus-Risikos sorgen. Zum einen kann der Blutfluss durch eine falsche Haltung des Handys beeinträchtigt werden. Hält man das Handy beispielsweise über einen längeren Zeitraum immer an das gleiche Ohr oder presst man das Mobiltelefon zu stark dagegen, können Venen eingedrückt werden, wodurch der Blutfluss verlangsamt und das Mittel- beziehungsweise das Innenohr nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird. Über einen Zeitraum von mehreren Jahren können so bleibende Schäden entstehen, die im letzten Schritt zu einem Tinnitus führen.
Zum anderen können zu laut eingestellte Mobiltelefone zu den störenden Ohrgeräuschen führen. Eine zu starke Lärmeinwirkung im Zusammenhang mit Stress ist eine der Hauptursachen für die Entstehung eines Tinnitus. Wenn die Lautstärke des Handys stets auf der höchsten Stufe eingestellt ist und das mobile Telefon zudem häufig über eine längere Dauer an das gleiche Ohr gepresst wird, führt diese Lärmeinwirkung zu einer Reiz- beziehungsweise Schallüberflutung in der sogenannten Hörschnecke. Zudem können die feinen und sehr empfindlichen Sinneshärchen beschädigt oder irreparabel zerstört werden.
Darüber hinaus gilt Stress als einer der Hauptursachen für einen Tinnitus. Da besonders Vieltelefonierer häufig einen stressigen Beruf ausüben und viel unterwegs sind, kann die daraus resultierende nervliche Anspannung im Zusammenhang mit anderen Faktoren die Entstehung eines Tinnitus begünstigen. Die Handystrahlung, beziehungsweise die emittierten Mikrowellen, können sich ebenfalls auf die Hörfähigkeit auswirken. Dies ist jedoch nur eine Vermutung, da bisher keine signifikanten empirischen Nachweise vorliegen, dass sich Handystrahlung tatsächlich negativ auf die Gesundheit auswirkt.
Psychologische Zusammenhänge zwischen Handystrahlung und Tinnitus
Der Umweltmediziner und Psychologe Michael Kundi, der für das Institut für Psychologische Grundlagenforschung an der Universität Wien arbeitet, sieht noch einen weiteren Zusammenhang zwischen Handystrahlung und Tinnitus. Laut seiner Aussage kann der Tinnitus auch durch ein Ungleichgewicht zwischen erregenden und hemmenden neuronalen Verbindungen ausgelöst werden. In Kombination mit den ausgesendeten Mikrowellen des Mobiltelefons, die von den Hörbahnen des Innenohres absorbiert werden, kann so eine sogenannte Dysbalance entstehen, die im weiteren Schritt zu einer Einschränkung beziehungsweise Beeinträchtigung des Hörvermögens führt.
Diese Theorie hat Kundi vor einiger Zeit in verschiedenen Laborstudien genauer untersucht. Dabei wurden Neuronen elektromagnetischen Strahlen bei einer Stärke von 900 MHz ausgesetzt. Diese Frequenz wird auch bei den meisten Handys verwendet. Bereits nach wenigen Minuten zeigten die bestrahlten Neuronen eine überaus starke Aktivität, was laut Kundi ein Indiz für seine Theorie bedeutet. Des Weiteren verweist der Psychologe auf den Umstand, dass Call Center-Mitarbeiter, die ständig einer hohen Lärm- und Strahlenbelastung ausgesetzt sind, deutlich häufiger an einem Tinnitus leiden.
Handystrahlung und weitere Faktoren
Die Forschungsergebnisse des Umweltmediziners Michael Kundi können den Zusammenhang zwischen der Nutzung eines Mobiltelefons und einem nur daraus resultierenden Tinnitus nicht eindeutig belegen. Doch eine Kombination aus Handystrahlung und weiteren Faktoren können das Hörempfinden sehr wohl negativ beeinträchtigen. Drückt eine Person das Handy beispielsweise immer zu fest an das Ohr, während die Lautstärke gleichzeitig voll aufgedreht ist, steigt das Tinnitus-Risiko. Kommen dann noch weitere Einflüsse hinzu, zum Beispiel eine hohe Umgebungslautstärke, ständiger Stress, ein zu geringer Blutdruck oder bereits bestehende Höreinschränkungen wie ein Hörsturz oder eine chronische Mittelohrentzündung, dann steigt das Tinnitus-Risiko sofort exponentiell an.
Wer also sehr häufig lange Gespräche über sein Mobiltelefon führt, ist grundsätzlich anfälliger für einen Tinnitus. Diese Anfälligkeit wird durch die oben beschriebenen Faktoren weiter erhöht. Das Tinnitus-Risiko steigt, je mehr dieser Faktoren zutreffen. Wie stark der Einfluss der Handystrahlung tatsächlich ist, lässt sich allerdings nur durch sogenannte Langzeitstudien belegen, die sich über mehrere Jahrzehnte erstrecken können. Solche Studien werden aktuell weltweit durchgeführt, um z.B den Zusammenhang zwischen Handystrahlung und der Entstehung von Hirntumoren zu klären.
Smartphones verschlimmern einen bereits vorhandenen Tinnitus
Sicherlich lieben Sie Ihr Smartphone. Wie sind wir jemals ohne es ausgekommen? Aber eine Studie, die im British Medical Journal erschienen ist, deutet darauf hin, dass die Nutzung von Mobiltelefonen – insbesondere die intensive Nutzung – eine mögliche Ursache von Tinnitus ist. An der Studie nahmen 100 Personen teil. Vor Beginn wurden Probanden mit offensichtlicher Tinnitus-Ursache wie Ohrkrankheiten oder lärmbedingtem Hörverlust ausgeschlossen, so dass sich die Forscher ausschließlich auf die Nutzung von Mobiltelefonen konzentrieren konnten. Die Arbeitshypothese war: Mobiltelefone verschlimmern einen bereits vorhandenen Tinnitus.
Die Studie zeigt auf, dass Tinnitus in den meisten Fällen einseitig ist. Eine beträchtliche Anzahl von Testpersonen empfindet das Klingeln als belastend und fühlt sich in seiner Lebensqualität eingeschränkt. Ein großer Prozentsatz derer, die ein Smartphone vier Jahre oder länger benutzt haben, hatten Ihren Tinnitus, bereits vorher. Das deutet darauf hin, dass nicht die Handystrahlung, sondern ein anderer Grund ursächlich war. Die Benutzung von Smartphones machte den Tinnitus jedoch schlimmer und deutlicher.
Die Forscher liefern eine plausible Erklärung dafür, warum die Benutzung von Smartphones zur Verschlimmerung von Tinnitus beitragen kann. Ihrer Meinung nach, schädigt die erforderliche drahtlose Mobilfunkverbindung den Hörmechanismus.
Was kann man tun, um das Tinnitus-Risiko zu verringern?
Um das Tinnitus-Risiko möglichst gering zu halten, gibt es mehrere Möglichkeiten. Zum einen sollte man eine zu lange oder zu starke Lärmeinwirkung nach Möglichkeit vermeiden. Zum anderen kann es nicht schaden, wenn man entspannter mit stressigen Situationen umgeht (Stichwort: Autogenes Training). Darüber hinaus sorgen Sport beziehungsweise ausreichend Bewegung für einen besseren Blutdruck. Sollte man jedoch das Gefühl haben, dass das eigene Hörvermögen eingeschränkt ist oder durch Ohrgeräusche beeinflusst wird, empfiehlt es sich sofort einen Hals-Nasen-Ohren Arzt aufzusuchen denn gerade bei einem Tinnitus gilt: je eher man das Symptom entdeckt und behandelt, desto höher ist die Heilungschance.
Fazit
Studien zeigen eindeutig, dass die Benutzung eines Smartphones über einen längeren Zeitraum das Problem mit der Zeit verschlimmern wird, wenn Sie bereits Symptome von Tinnitus haben. Forscher glauben, dass die vom Handy erzeugte Energie die Ursache für die Verschlimmerung des Tinnitus ist, und nicht das vom Handy erzeugte Geräusch. Hörspezialisten spekulieren zeit längerem über die Beziehung zwischen Mobiltelefonnutzung und Tinnitus. Die Studien zeigen, das weitere Forschungen über die Auswirkungen der Schallenergie von Mobiltelefonen auf den empfindlichen Hörmechanismus notwendig sind.
Eines ist sicher: Wenn Sie Ihr Smartphone weniger benutzen, verringern Sie die Wahrscheinlichkeit, Ihren Tinnitus zu verschlimmern. Das ist einfach nur gesunder Menschenverstand. Wenn Sie Ihr Smartphone an Ihr Ohr halten, wird Ihr Gehör mit Schallenergie konfrontiert – also mit Energie, mit der Ihr Smartphone Schallsignale sendet und empfängt. Sie können alternativ zum Telefonieren auch ein Smartphone-Headset verwenden. So müssen Sie Ihr Telefon nicht an Ihr Ohr oder in die Nähe Ihres Kopfes halten. Wenn Sie Tinnitussymptome haben, wird empfohlen, einen HNO-Arzt oder Hörspezialisten aufsuchen, um einen Hörtest durchführen zu lassen.