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Chronischer Tinnitus: Ursachen und Behandlung von chronischen Ohrgeräuschen

Bei einem Tinnitus unterscheidet die Medizin zwischen einem akuten und chronischen Tinnitus. Wenn die akuten Ohrgeräusche nicht innerhalb von einem halben Jahr abklingen und somit länger als sechs Monate andauern, handelt es sich um einen chronischen Tinnitus. Etwa 3 Millionen Menschen in Deutschland leiden derzeit an chronischen Ohrgeräuschen. Pro Jahr erkranken rund eine viertel Million neu.

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Besonders schwer betroffen von einem chronischen Tinnitus sind Menschen im Alter von 65-84 Jahren. Von allen Patienten fallen rund 54% in diese Altersgruppe. Die Wahrscheinlichkeit an einem Tinnitus zu erkranken steigt mit zunehmenden Alter, da die Ohrgeräusche häufig Folge von Altersschwerhörigkeit sind. 50% der von einem chronischen Tinnitus Betroffenen Menschen fühlen sich mittelschwer bis schwer in ihrem Leben beinträchtigt. Rund 10-15% der Betroffenen suchen medizinische Hilfe und 60% sind mit der ärztlichen Hilfestellung unzufrieden. Diese Zahlen gehen aus einer von Kochkin im Jahr 2011 veröffentlichten Studie hervor.

Chronische Ohrgeräusche benötigen eine langjährige Behandlung und können verschiedene Begleiterkrankungen zur Folge haben. Darüber hinaus sind rund 80 Prozent aller von einem chronischen Tinnitus betroffenen Personen gleichzeitig auch schwerhörig oder haben einen nachweisbaren Hörverlust. Die Kombination aus Schwerhörigkeit und chronischen Ohrgeräuschen kann zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen führen.

Tinnitus pfeifen© Dora Zett / Shutterstock

Allerdings bedeutet chronisch nicht, dass der Tinnitus für immer wahrnehmbar sein wird, sondern nur das die Höreinschränkung schon seit Monaten besteht. Sehr häufig leiden chronische Tinnitus-Patienten an einer Hörminderung oder an einer verstärkten Geräuschüberempfindlichkeit, auch Hyperakusis genannt. Das Hörvermögen wird besonders häufig im Bereich der hohen Frequenzen eingeschränkt. Eine Folge ist, dass die Gesprächsführung mit anderen Menschen erschwert wird – vor allem wenn mehrere Personen an dem Gespräch teilnehmen oder starke Hintergrundgeräusche vorherrschen. Hier kann häufig ein Hörgerät Abhilfe schaffen und dem Betroffenen wieder eine normale Kommunikation mit anderen Menschen ermöglichen.

Bei der sogenannten Hyperakusis handelt es sich um eine gesteigerte Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen. Diese Empfindsamkeit ist in der Hauptsache auf die fehlende Dämpfungswirkung bei lauten Geräuschen zurückzuführen, die häufig durch eine Schädigung der feinen und empfindlichen Haarsinneszellen im Ohr entsteht. Viele Betroffene nehmen normale Geräusche daher als unangenehm oder sogar als unerträglich wahr. In besonders schweren Fällen können laute Geräusche Schmerzen im Ohr verursachen, was in der Medizin als Hyperakusis dolorosa bezeichnet wird. Die Phonophobie stellt eine weitere Form der Hyperakusis dar. Hier sind nur bestimmte Geräusche überaus störend, während andere Töne normal wahrgenommen werden. Um dieser Folgeerkrankung eines chronischen Tinnitus entgegenzuwirken ist es notwendig den Betroffenen zu desensibilisieren und die Überempfindlichkeit Schritt für Schritt abzubauen.

Psychische Folgeerkrankungen bei chronischem Tinnitus

Ein chronischer Tinnitus wird in den meisten Fällen von weiteren Symptomen begleitet. Einige dieser Symptome entstehen bereits bei dem ersten Auftreten eines Tinnitus, während sich andere Erkrankungen erst nach vielen Monaten oder Jahren zeigen. Da der chronische Tinnitus bei jedem Menschen anders verläuft, können auch mehrere Folgeerkrankungen zeitgleich auftreten. Die folgenden Sekundär-Symptome sind bekannt:

Kommunikation Psychische Erkrankungen Foto: © geralt / Pixabay
  • Konzentrationsprobleme und -störungen
  • Leicht reizbar, Stimmungsschwankungen
  • Überempfindlichkeit gegenüber verschiedener Geräusche (auch Hyperakusis genannt)
  • Ständiger Stress und Probleme Entspannung zu finden
  • Eingeschränkter Appetit
  • Leistungsminderung im Berufsleben
  • Probleme beim Einschlafen
  • Vermehrte Angstzustände
  • Erhöhter Alkohol- oder Tablettenkonsum
  • Misstrauen gegenüber anderer Personen, was oft zu einem sozialen Rückzug führt
  • Ohnmachtsgefühle und Panik, dass der Tinnitus für immer bleiben wird
    Private und familiäre Probleme

Eine Studie von Kochkin von 2011 mit 3.473 Tinnitus-Patienten ergab:

  • Eingeschränktes Sprachverstehen (39 %)
  • Konzentrationsprobleme (26 %)
  • Schlafprobleme (20 %)

Neben den genannten Symptomen treten bei einigen Patienten mit einem chronischen Tinnitus des Schweregrades IV zudem auch deutlich schwerwiegendere Folgeerkrankungen auf. Durch die starke Einschränkung des privaten und beruflichen Lebens können beispielsweise Depressionen oder Angstzustände entstehen, die von Interesse- und Antriebslosigkeit und einer erhöhten Leistungsminderung begleitet werden. Eine starke Depression führt dazu, dass sich der Patient nicht nur von seinem Beruf und seinen Hobbies, sondern darüber hinaus auch von Freunden und der Familie abkapselt. Häufig wird die Depression auch von einer Alkohol- oder Schmerztablettensucht begleitet. Um diesem „Tinnitus-Teufelskreis“ zu entgehen, empfiehlt es sich möglichst früh eine Therapie zu beginnen.

Starke Angststörungen und Panikattacken sind eine weitere schwerwiegende Folge eines chronischen Tinnitus. Der Leidensdruck des Betroffenen wird durch eine solche psychische Störung deutlich erhöht und führt oftmals in die Berufsunfähigkeit. Zudem entwickeln bestimmte Tinnitus-Patienten häufig eine sogenannte Phonophobie. Dabei handelt es sich um die Angst vor lauten Geräuschen. Patienten, die an einer Phonophobie erkranken, trauen sich häufig nicht mehr aus dem Haus und drohen so nach und nach zu vereinsamen.

Eine posttraumatische Belastungsstörung (kurz PTBS) kann ebenfalls eine mögliche Folgeerkrankung eines chronischen Tinnitus sein. Liegt eine der genannten Erkrankungen vor, sollte der Betroffene neben einer stationären Behandlung in einer speziellen Tinnitus-Klinik auch eine langfristige Psychotherapie in Erwägung ziehen. In Kombination mit Stressbewältigung, einer medikamentösen Behandlung und ausführlichen Gesprächstherapien kann sich der Leidensdruck deutlich verringern.

Behandlung eines chronischen Tinnitus

Bei der Behandlung unterscheidet man im Allgemeinen zwischen einer Akut- und einer Langzeittherapie. Sollte der Tinnitus bereits über einen Tag andauern, empfiehlt es sich in jedem Fall direkt einen HNO-Arzt aufzusuchen. Dieser kann nach einer ausführlichen Untersuchung die Schwere und die Ursachen für die Hörminderung erkennen und direkt mit der Akut-Therapie beginnen.

Arztbesuch Foto: © Syda Productions / Shutterstock

Je nach Patient wird dann eine medikamentöse Behandlung, beispielsweise mit durchblutungsfördernden Mitteln oder dem Kortisonpräparat Prednisolon (versetzt mit körpereigenen Hormonen) durchgeführt. Des Weiteren verabreichen Ärzte auch Infusionen, um die Durchblutung zu fördern, oder setzen eine hyperbare Sauerstofftherapie an. Bei einem chronischen Tinnitus ist eine Langzeittherapie notwendig. Diese Behandlungsform besteht in den meisten Fällen aus einem Stressbewältigungs-Training, dem Erlernen von Entspannungstechniken (auch Biofeedback genannt) und einer psychotherapeutische Beratung.

Des Weiteren kann ein Hörgerät dafür sorgen, dass die störenden Ohrgeräusche auf ein erträgliches Maß reduziert werden. Bei besonders schweren Fällen empfiehlt sich die stationäre Behandlung in einer psychosomatischen Tinnitus-Klinik. Dort können die Betroffenen in Einzel- oder Gruppentherapien an den Grundproblemen arbeiten, um die Intensität des Tinnitus zu reduzieren.

Therapiemöglichkeiten bei chronischem Tinnitus

Es gibt eine Vielzahl an Therapien, mit denen sich die Symptome auf ein erträgliches Maß reduzieren lassen. Zum einen können durchblutungsfördernde Medikamente verabreicht werden. Zum anderen können Betroffene durch Stressbewältigungs- und Entspannungstherapien lernen die Intensität des Tinnitus zu minimieren und mit den Ohrgeräuschen zu leben. Zu den Therapiemöglichkeiten gehören …

Tinnitus TherapieFoto: © ar130405 / Pixabay
  • Tinnitus-Counseling
  • Verhaltenstherapeutische Ansätze
  • Kombinierte Therapieansätze z.B. Tinnitus-Retraining-Therapie mit Hörgerät
  • Medikamentöse Therapieverfahren
  • Physiotherapie
  • Magnetisches oder elektrisches Gehirnstimulationsverfahren
  • Hörgeräteakustik
  • Körpertherapien (z.B. Tai Chi, Biofeedback, oder Hydrotherapie)

Da die Ursache eines Tinnitus von Patient zu Patient extrem unterschiedlich ist und in einigen Fällen unentdeckt bleibt, ist auch die Heilung häufig kompliziert und die Therapie nicht standardisiert. Ein chronischer Tinnitus kann oft nicht geheilt oder gemildert werden, solange der Betroffene die Erkrankung nicht in sein Selbstkonzept integriert (Prozess der Habituation).

Chronischer Tinnitus, Ernährung und Lebensmittel

Chronischer Tinnitus ist kaum erforscht, und es gibt kaum Belege für einen Zusammenhang zwischen Tinnitus und der Ernährung. Viele Tinnituskranke berichten jedoch von einer Verschlechterung ihrer Symptome bei bestimmten Nahrungsmitteln oder Getränken. Könnte etwas, das Sie essen oder trinken, das Klingeln in Ihren Ohren verursachen?

Tinnitus Ernährung Foto: © maja7777 / Pixabay

Was bekannt ist. Alkoholkonsum kann ein Hauptgrund für Tinnitus (und Hörprobleme) sein. Der beste Weg, um herauszufinden, ob Lebensmittel Ihren chronischen Tinnitus beeinflussen, besteht darin, ein Lebensmittelprotokoll zu führen. Es mag mühsam sein, aber die Zeit und Sorgfalt lohnen sich, wenn es Ihre Lebensqualität verbessert. Die „British Tinnitus Association“ schlägt vor: Das Lebensmitteltagebuch sollte möglichst detailliert sein und angeben, welche Art von Fleisch, Gemüse, Käse, Fisch usw. verzehrt wurden, da bestimmte Arten von Gemüse beispielsweise den Tinnitus verschlimmern können, während andere keine Auswirkung haben. Achten Sie auf Ihren Tinnitus und notieren Sie auch den Beginn, das Ende oder Änderungen der Geräuschintensität.

Die britische Tinnitus Association rät dazu, eine Woche lang auf Lebensmittel zu verzichten, bei denen der Verdacht besteht, dass sie Ihren Tinnitus auslösen könnten. Sie können Ihr Protokoll verfeinern, indem Sie die „problematischen“ Lebensmittel erneut verzehren, sie wieder weglassen, erneut verzehren und erneut wieder weglassen, um die Auswirkungen auf Ihren Tinnitus zu testen und zu konkretisieren.

Ernährungstagebuch Foto: © ulleo / Pixabay

Ein Ernährungstagebuch bietet Ihnen einen Einblick in Ihre Ernährungs- und Tinnitusmuster, die möglicherweise einen Zusammenhang aufzeigen. Durch die zeitliche Korrelation können Sie Muster erkennen, die Ihnen ansonsten verborgen bleiben. Setzen Sie Ihren Körper selektiv auf Diät und testen Sie mit welchen Lebensmitteln, Sie am besten zurechtkommen ohne das die quälenden Tinnitusgeräusche auftreten. Vielleicht bedeutet das, keinen Rotwein mehr zu trinken. Vielleicht heißt das aber auch keinen Käse, keine Schokolade, kein rotes Fleisch oder keinen Kaffee mehr zu konsumieren. Sie könnten auch feststellen, dass es keine Nahrungsmittelauslöser gibt und das Thema Ernährung damit als Ursache ausschließen.

Da Tinnitus und Hörverlust häufig Hand in Hand gehen, wenden Sie sich an einen Hörgeräteakustiker aus unserem Online Verzeichnis, um herauszufinden, ob das Tragen von Hörgeräten Ihren Tinnitus verringern kann.

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